Heilpraktikerin

Einführung


Den Begriff „Mikroplastik“ kennen wir mittlerweile. Mikroplastik taucht überall auf diesem Planeten und in unserem Körper auf. Spinnennetze sind ebenso belastet wie Polareis, Tiere und die Plazenta – so dass auch Neugeborene schon Plastik im Mutterleib abbekommen. Milliarden Tonnen von Plastik werden durch mechanischen Abrieb, Hitze oder Umwelteinflüsse immer kleiner und kleiner. So klein, dass sie eingeatmet und geschluckt werden können und Teil unserer Nahrungskette werden.


Eine neue Studie der US-amerikanischen University of Columbia hat jetzt eine neue Technik entwickelt, sogar noch kleinere Teilchen nachzuweisen. In der Vergangenheit wurde noch nicht gezielt nach Kunststoffteilchen im Nanobereich gesucht. Nanopartikel sind kleiner als 0,001 Millimeter oder etwa 80-mal dünner als ein Haar. So blieben die meisten Plastikfragmente bisher unentdeckt. Die Wissenschaftler fanden in den in den USA verbreiteten Wassermarken in Plastikflaschen 110.000 bis 370.000 Plastikfragmente pro Liter Wasser. Davon 90 % Nanopartikel und 10 % Mikroplastik.


„Dabei gilt das Nanoplastik als besonders toxisch, weil seine geringere Größe es ihm erleichtert, tief in den menschlichen Körper einzudringen“, erklären Naixin Qian von der Columbia University in New York und ihre Kollegen. (1)


Mikroplastik in Deutschland


Die neue Columbia-Studie bestätigt damit, was ÖKO-TEST im Jahr 2020 herausgefunden hat: Sie testeten damals 70 in Deutschland verkaufte Mineralwasser auf Kunststoffbelastung.


Das Labor bestätigte damals: In 27 von 61 Wässern (44 Prozent) aus PET-Plastikflaschen steckte antimonhaltiges Mikroplastik. Die meisten positiven Proben (18 von 27) enthielten 5.000 bis 25.000 kleinste Plastikteilchen pro Liter Wasser, bei einigen (6 von 27) lag der Wert zwischen 25.000 und 100.000 Partikeln, in manchen PET-Einwegflaschen (5 von 27 positiven Proben) fanden sich sogar über 100.000 Plastikteilchen.


Wenn die Ergebnisse der neuen Columbia-Studie zutreffen, ist davon auszugehen, dass 100.000 Kunststoffpartikel tatsächlich eher die Untergrenze dessen sind, was Verbraucher zu sich nehmen, wenn sie einen Liter Wasser aus einer PET-Flasche trinken. (2)


Wie kommt das Plastik ins Wasser?


Viele Partikel werden von Deckel und Flaschenhals abgerieben, wenn wir die Flasche öffnen und schließen. Hitze und das Zusammendrücken, teilweise schon bei der Abfüllung, können Teile lösen. Viele weitere Kunststoffe werden in den industriellen Prozessen verwendet und finden sich im Wasser wieder. Wir berichteten darüber in Hinblick auf Mehrweg-Plastikflaschen/Sportflaschen.


„Ironischerweise“, so Beizhan Yan, einer der Autoren der Studie, „stammen die Polyamid-Partikel wahrscheinlich aus Kunststofffiltern, mit denen das Wasser während der Herstellung noch einmal gereinigt werden soll, bevor es abgefüllt wird.“ (3)


Das wahre Ausmaß der Nanoplastik-Belastung ist noch lange nicht vollständig erfasst. Auch mit der neuen Lasertechnik konnten die Wissenschaftler nur ca. 10 % der Nanoteilchen klar identifizieren.


Die Wissenschaftler halten gerade das Nanoplastik in Trinkwasser und Nahrungsmitteln für besonders schädlich. „Angesichts der Fähigkeit dieser Nanoplastikpartikel, biologische Barrieren zu durchdringen, könnten sie eine entscheidende Rolle für die Toxizitäts-Bewertung spielen“, so das Team.


In einer Studie des WWF (4) aus dem Jahr 2019 nimmt ein Mensch pro Woche etwa fünf Gramm Mikroplastik zu sich. Das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte. Mit der neuen Studie erhöht sich die Menge nochmal deutlich.


Auswirkungen


Nanopartikel können im Blut, im Gehirn und in der Plazenta nachgewiesen werden. Sie stehen im Ruf, Entzündungen auszulösen und vieles mehr. Die Wissenschaftler können noch immer nicht das Ausmaß der gesundheitlichen Folgen abschätzen. 


Wissenschaftler der University of Rhode Island in den Vereinigten Staaten gaben 60 älteren und jüngeren Mäusen drei Wochen lang Wasser, das mit Mikroplastik versetzt worden war. Zum Vergleich gab es eine Mäusegruppe, die reines Wasser erhielt.


Bei den anschließenden Verhaltenstests zeigten die Mäuse der Mikroplastik-Gruppe Verhaltensweisen, die einer Demenz beim Menschen ähneln. Bei Gewebeuntersuchungen wurde das Mikroplastik in Leber, Niere, Lunge, Milz, Herz und dem Magen-Darm-Trakt wiedergefunden. Auch in Kot und Urin wurden die Wissenschaftler fündig, was dafür spricht, dass zumindest ein Teil wieder ausgeschieden wird. Gleichzeitig wurde das Mikroplastik aber auch im Gehirn gefunden, was bedeutet, dass die Plastikteilchen die Blut-Hirn-Schranke überwunden hatten. Die Partikel waren tief ins Gehirngewebe eingedrungen und können dort offensichtlich eine schädliche Wirkung haben.


Fazit


Wir können die Aufnahme von Mikro- und Nanoplastik nicht ganz vermeiden, jedoch minimieren, indem wir zumindest unser Hauptnahrungsmittel Wasser nicht aus Plastikflaschen konsumieren – auch nicht aus Mehrweg-Plastikflaschen. Wasser aus der Leitung ist eine Alternative, solange die Hausrohre und -leitungen weder aus Kunststoff sind noch mit Epoxid-Harz renoviert und auch sonst in Ordnung sind. Zum Mitnehmen des Trinkwassers eignen sich am besten Glas- oder Edelstahlflaschen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, trinkt naturbelassenes Tiefenwasser aus Glasflaschen, welches noch nicht durch die moderne Zivilisation beeinträchtigt ist.

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