Heilpraktikerin

Einführung


Hohe Temperaturen bringen uns zum Schwitzen. Dadurch verändert sich im Körper einiges. Die Blutgefäße erweitern sich, damit über die Haut Wärme abgegeben werden kann. Durch das Schwitzen kommt es zu einem verstärkten Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Die wichtigsten Elektrolyte sind Magnesium, Calcium, Kalium und Natrium. Das betrifft den gesamten Zellstoffwechsel und vor allem die Nieren, aber auch die anderen Organe können betroffen sein.


Erschöpfung, Dehydrierung, Krämpfe, Herz-Kreislauf-Probleme bis zur Bewusstlosigkeit können die Folge sein. Wer regelmäßig oder gelegentlich Medikamente nimmt, denkt vielleicht nicht daran, dass die Sommertemperaturen die Wirkung von Medikamenten deutlich verändern können. Ein Ibuprofen kann im Sommer eine andere Wirkung haben. Blutdrucksenker und erweiterte Blutgefäße können sich potenzieren. Ein weites Feld. Wir können nicht jedes einzelne Medikament aufführen, aber auf die Wirkstoffgruppen hinweisen und die Sensibilität für dieses Thema erhöhen.


Medikamente und ihre Wirkung


Wer bei Hitze Abführmittel und Diuretika (Entwässerungstabletten) einnimmt, könnte auf die Idee kommen, dass Dehydrierung und Elektrolytverlust kritisch werden können. Bei Blutdrucksenkern wie Betablockern oder ACE-Hemmern wird der ursprünglich gewollte therapeutische Effekt durch die Hitze verstärkt. Hier muss ggf. Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden, wie eine Dosisanpassung aussieht. Aber auch andere Medikamente wirken auf den Blutdruck, insbesondere Antidepressiva oder Herzmittel. Gerade bei Senioren besteht so auch eine erhöhte Sturzgefahr, wenn sie ohnmächtig werden. Bei zu  niedrigem Blutdruck werden die Organe und das Herz nicht ausreichend versorgt, das Infarktrisiko steigt, gerade bei bereits vorliegender Herzschwäche.


Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Antipsychotika – sie können das Schwitzen reduzieren und so zur Erhöhung der Körpertemperatur beitragen. Die Psychopharmaka können ebenso wie Antihistaminika oder Parkinsonmittel dafür sorgen, dass Symptome nicht oder zu spät wahrgenommen werden, weil die Aufmerksamkeit herabgesetzt ist. Besonders bei Senioren, die häufig diese Mittel bekommen, ist dies kritisch, weil sie oft sowieso dehydriert sind.


Andere Medikamente wie Migränemittel (Triptane) oder Aknemittel (sog. Androgenblocker) können ein verstärktes Hitzegefühl im Körper auslösen.


Vorsicht bei den klassischen Schmerzmitteln Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin/ASS. Die deutsche Herzstiftung e.V. warnt davor, dass das Risiko für eine Herzattacke bis zu 75 Prozent steigen kann. Die Mittel können bei Hitze den Blutdruck erhöhen und auch zu Nierenversagen führen. Das Robert-Koch-Institut (1) warnt auch vor Auswirkungen auf den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt. Auch die Blutgerinnung wird beeinträchtigt, Leber und Niere können belastet werden, wofür diese Medikamentengruppe ja sowieso schon in der Kritik steht.


Wichtig: Bei Hitzschlag oder deutlich erhöhter Körpertemperatur durch Hitze dürfen diese Mittel nicht zur Fiebersenkung gegeben werden. Diese wirken nur bei „echtem“ Fieber, da die Körperchemie dann eine andere ist.


Nochmal Ibuprofen, aber auch Diclofenac oder einige Antibiotika und Rheumamittel, können eine sogenannte photosensible Reaktion auslösen, die Haut wird lichtempfindlicher und das Sonnenbrandrisiko steigt, teilweise heftig. Bei Johanniskraut soll das Risiko für Sonnenbrand doch nicht so schlimm sein, meldet eine neue Studie (2). Grundsätzlich muss das aber individuell abgeklärt und entsprechend beobachtet werden.


Schilddrüsenmedikamente können ebenfalls Auswirkungen auf die Körpertemperatur haben. Generell wird der gesamte Stoffwechsel beeinflusst, hier also auch an Symptome denken. Bei Fieber sollte hier ein Arzt kontaktiert werden, um eine Wechselwirkung von Hitze und Medikation abzuklären.


Grundsätzlich ist es eine gute Idee, den Beipackzettel unter diesem Aspekt anzuschauen, in der Apotheke nachzufragen oder mit dem Arzt Rücksprache zu halten, ob eine Dosisanpassung erforderlich ist.


Lagerung von Medikamenten


Die Medikamente selbst können auch empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren. Grundsätzlich sollten Medikamente nicht über 25 Grad gelagert werden. Ideal sind Medikamentenschränke oder Schubladen im Flur oder Keller, wo normalerweise keine zu hohen Temperaturen erreicht werden. Der Medikamentenschrank im Badezimmer ist aufgrund von Feuchtigkeit und Temperatur eher nicht geeignet. Wer Medikamente unterwegs dabei hat, sei es in Handtasche, Rucksack oder Auto, kann im Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung oder aufgeheiztem Auto eine Wirkungsänderung auslösen.


Ab etwa einer halben Stunde bei Temperaturen über 50 Grad kann die Wirkung von Tabletten abnehmen (3). Das geht dann doch ziemlich schnell. Und – man sieht es den Tabletten nicht an. Wer also auf Wanderungen oder im Urlaub Aspirin und Co. im Rucksack hat, sollte diese anschließend entsorgen.


Wer darauf angewiesen ist, Medikamente ständig bei sich zu haben, wie es bei Asthma oder Allergien häufig der Fall ist, sollte sich in der Apotheke beraten lassen. Kleine Kühlboxen können hilfreich sein. Gerade Sprays, die bei Reaktionen der Lunge und Atemwege häufig eingesetzt werden, sind empfindlich. In den Sprühbehältern ist Gas, das sich erwärmen kann. Darunter kann die exakte Dosierung leiden.


Medikamente, die über Pflaster verabreicht werden, sollten zumindest unter der Kleidung getragen werden – was aber bei sommerlichen Temperaturen auch kein Garant für Kühle ist. Nikotinpflaster können so auch mal mehr Nikotin abgeben, teilweise deutlich mehr. Opiatpflaster für Schmerzpatienten bergen dieses Risiko ebenfalls.


Die Anti-Baby-Pille ist temperaturempfindlicher als viele anderen Medikamente. Gerade im Urlaub in südlichen Bereichen werden Temperaturen von über 25 Grad schnell erreicht. Hier besteht die Gefahr von Wirkungsverlust (4). Auch Insulin zählt zu den temperaturempfindlichen Stoffen.


Zäpfchen können in der Hitze zerfließen. Wer also gerade bei kleinen Kindern auf Zäpfchen im Reisegepäck setzt, sollte auf die Temperaturen achten. Salben, Cremes oder Säfte reagieren auf hohe Temperaturen ebenfalls deutlich empfindlicher als Kapseln oder Tabletten. Feste und flüssige Bestandteile können sich trennen und so zu einem Wirkungsverlust führen. Wer diese Medikamente mitführt, sollte sie während der Fahrt in die Kühlbox packen, am besten in ein Tuch eingepackt, denn ein eiskalter Kühlakku ist auch nicht förderlich.


Auch Globuli sollten nicht über 30 Grad gelagert werden. Pflanzliche und naturheilkundliche Mittel können in ihrer Wirkung durch hohe Temperaturen ebenfalls verändert werden.


Fazit


Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker… Wer auf Medikamente angewiesen ist, sollte sich beraten lassen und ggf. die Dosierung anpassen lassen. Eigenmächtige Anpassungen sind nicht zu empfehlen, weil die wenigsten von uns das notwendige pharmazeutische Wissen haben.


Die Mitnahme von Medikamenten – egal ob schulmedizinisch oder naturheilkundlich – sollte bei den immer extremeren Hitzerekorden überprüft werden. Bei unklaren Symptomen oder veränderter Wirkung sollte dann an Wechselwirkungen und Wirkungsveränderungen der Medikamente gedacht werden.

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