Heilpraktikerin

Langeweile wird weggefüttert


Sind wir schon dahaaa? Eltern kennen diesen Spruch von der Rückbank, wenn die Autofahrt etwas länger dauert. Wobei „länger“ für Kinder relativ ist, das kann also schon nach drei Minuten passieren.


Die Alternative zu diesem Spruch ist „Ich habe Hunger“. Oder gleich konkret eine Forderung nach Süßigkeiten. Und zwar nicht nur im Auto oder im Bus, sondern wenn es den Kleinen langweilig ist, wie Forscher jetzt herausgefunden haben. Dazu teilten sie Vier- und Fünfjährige in zwei Gruppen. Beide Gruppen sollten ein Puzzle machen und hinterher ein kleines Geschenk bekommen. Eine Gruppe musste jedoch vier Minuten an einem Tisch warten und dann nochmals vier Minuten – wobei sie sich diesmal an Snacks wie Keksen, Chips oder Karottensticks bedienen durften oder sich auch mit Spielsachen beschäftigen konnten. Die andere Gruppe durfte das Puzzle sofort lösen und hinterher zu den Snacks greifen.


Die Kinder in der „Langeweile-Gruppe“ nahmen in diesen vier Minuten knapp 80 % mehr Kalorien zu sich als die Kinder der Kontrollgruppe. 80 %. Und zwar war dieser Effekt besonders ausgeprägt, wenn die Eltern in ihrem Alltag regelmäßig Süßigkeiten einsetzten, um die Kinder zu beruhigen oder zu beschäftigen. Diese Kinder griffen dann auch eher nicht nach den Karotten.


Der Fachbegriff dafür lautet Emotional feeding. Also um Gefühle, die unerwünscht sind, zu unterdrücken, wird gegessen bzw. von den Eltern gefüttert. Dieses Verhalten kann sich bis ins Erwachsenenalter hineinziehen und Essstörungen oder Übergewicht fördern. Die Menschen essen dann, wenn sie negative Emotionen erleben.


Tricks und Alternativen


Die Forscher fanden aber auch heraus, dass die Kinder aus Langeweile Sachen essen, die sie sonst vielleicht nicht so gern anrühren. Obst oder Gemüsesticks beispielsweise. Es kann also eine gute Idee sein, gesunde Sachen anzubieten. Liebevoll oder lustig zubereitet, für Kinderhände kleingeschnitten, greifen Kinder eher zu. Besonders, wenn sie das bei den Erwachsenen auch sehen. Ein paar Gummibärchen oder ein kleiner Schokoriegel hinterher sind dann völlig in Ordnung. Die werden nach ballaststoffreichen und nicht zuckerhaltigen Lebensmitteln auch ganz anders verstoffwechselt.


Schokoriegel & Co treiben den Blutzucker in kürzester Zeit nach oben – und dann kommt der Absturz in einen Unterzucker, weil der Körper zu viel Insulin ausgeschüttet hat. Kinder, die unterzuckert sind, setzen Adrenalin frei, damit ihr Stoffwechsel wieder Zucker bereitstellen kann. Allerdings macht Adrenalin auch nicht gerade friedlich und entspannt. Auch das sog. Zappelphilipp-Syndrom hat hier teilweise seine Ursache. Wenn der Körper die langkettigen Kohlenhydrate aus Gemüse und Obst erst verarbeiten muss, wird der Zucker aus Süßigkeiten viel langsamer abgebaut und die Kinder bleiben länger satt und ausgeglichen.


Wasser marsch


Es geht aber auch noch einfacher – und gesünder. Wir können den Kindern erstmal Wasser anbieten. Lebendiges Wasser. Langweilig? Nicht, wenn die Kinder ihr Wasser selbst finden dürfen. Wasser ist nicht gleich Wasser.


Hier findest du eine Anleitung, warum Wasser so unterschiedlich schmecken kann und wie wir herausfinden, welches Wasser zu uns passt. Wenn wir das richtige Wasser für uns gefunden haben, ist es auf einmal überhaupt nicht mehr schwierig, genug Wasser zu trinken. Unsere Zellen saugen das Wasser förmlich auf, wir werden wach, aufmerksam und lebendig. Hydrierte Zellen sind die Grundlage für den gesamten Stoffwechsel. Obstsäfte oder Softdrinks enthalten Zucker und Chemikalien, die unserem Körper nicht guttun. Vor allem bei dem sensiblen, noch heranwachsenden Körper unserer Kinder ist das langfristig schädlich.


Kinder lieben es, spielerisch etwas herauszufinden und zu experimentieren. Wenn sie selbst erleben dürfen, dass Wasser schmecken kann und wie es sich anfühlt, werden sie es gerne trinken. Und – kennen sie das überhaupt, sich Zeit zum Schmecken und Fühlen nehmen?


Wasser als erste Antwort auf „Ich habe Hunger“ kann ein unbewusstes Durstgefühl lindern. Es verhindert ein Langeweile-Essen von ungesunden Lebensmitteln, es drückt unangenehme Gefühle nicht weg und es legt die Grundlage für ein lebenslanges gesundes Empfinden für Geschmack, gesundes Essen und Trinken und Achtsamkeit für den eigenen Körper. Am besten, wenn wir Erwachsenen als gutes Vorbild vorangehen.

Quellenverweise

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