Heilpraktikerin und Meditationslehrerin

Einführung


Das Herzchakra ist die Brücke zwischen den unteren drei weltlichen und persönlichen Chakren (hier geht es zum Artikel: Energiezentren und ihre Lebensthemen im Körper – die Welt) und den oberen drei spirituellen und feinstofflicheren Chakren. Hier verbinden sich Himmel und Erde, hier findet Transformation statt, hier fließen Seele und Mensch zusammen.


Liebe hat hier ihren Sitz. Im Herzchakra ist sie bedingungslos. Sie bewertet nicht und sie bindet nicht. Die anderen nicht – und dich auch nicht. Liebe sein – nicht im Außen suchen. Liebe im kosmischen Sinn.


Hier ist nach den alten Überlieferungen der Sitz der Seele. Verlust, Verletzungen und Enttäuschungen können uns dazu bringen, eine Mauer um unser Herz zu bauen, so dass wir den Kontakt mit unserer Seele, unserer inneren Quelle und unserem Ursprung verlieren. Wir schauen uns an, welche Auswirkungen das hat und wie wir unser Herz auch wieder öffnen können.


Dein Herz ist so groß wie ein Ozean. Geh und finde dich selbst in seinen verborgenen Tiefen. Rumi



Herzchakra


Das Herzchakra hat seinen Sitz in der Mitte der Brust, hinter dem Brustbein. Es ist mit der Thymusdrüse verbunden. Die zugeordnete Farbe ist grün. Das Element ist die Luft, grenzenlos, leicht und frei fließend. Der Sanskrit-Name ist „Anahata“, was unangeschlagen und unversehrt bedeutet – denn die Seele ist immer unverletzt und unverletzbar.


Das Symbol des Herzchakras besteht aus zwei Dreiecken, die ein Hexagramm ergeben. Die Dreiecke stehen für die aufsteigende und herabfließende Energie. Der Mensch, der sich nach „oben“ zu seinem göttlichen Ursprung entwickelt und die göttliche/spirituelle Energie, die uns von oben her durchströmt und alles erschafft. Im Herzen verbindet sich das Weltliche und das Göttliche. Hier beginnt die aufrichtige Suche nach dem eigenen Ursprung. Vom Herzchakra aus kann Heilung in allen Lebensbereichen stattfinden.


Auf der Körperebene geht es naturgemäß um das Herz mit möglichen Einschränkungen wie Herzrhythmusstörungen, Blutdruckerkrankungen o.ä. Die Thymusdrüse als zugeordnete Drüse hängt mit unserem Immunsystem zusammen. Über das Element Luft wird die Lunge angesprochen, Asthma oder Lungenerkrankungen sind hier Thema. Der Atem steht auch für das Prana oder Chi, die Lebenskraft, die wir von außen in uns aufnehmen. Eine flache und gepresste Atmung kann auf ein blockiertes Herzchakra und eingeschränkte Lebensenergie hinweisen.


Die Liebe des Herzchakras


Diese Liebe fließt aus einer Fülle, einer Vollständigkeit – im erlösten Zustand. Diese Liebe sucht nichts, braucht nichts. Sie ist Frieden und Zufriedenheit. Sie ist Verbundenheit mit dem göttlichen Aspekt in allem, was wir sehen. Sie ist völlige Akzeptanz mit uns selbst und allem anderen. Eine höhere Ordnung wird immer mehr erkannt und angenommen, in der jeder Teil eines großen Spiels ist.


Diese Liebe ist Leichtigkeit, Heiterkeit, Vertrauen, innere Stimme, Freude. Sie ist der innere Kompass für Handlungen und Entscheidungen, ein offenes Gefäß für die Verbundenheit mit den kosmischen Kräften. Diese Liebe führt zu einem inneren Wachstum, denn durch die Verbundenheit mit der Spiritualität und den Wesen der Schöpfung wird ein tiefes Erkennen immer größer und vollständiger, wächst die Annahme und Liebe immer weiter. Hier findet die Bewusstseinserweiterung ihren Anfang, die sich in den oberen Chakren fortsetzt – und gleichzeitig von den oberen Chakren durch die herabströmende Energie angestoßen wird. Diese Liebe ist unerschöpflich, fließt, sprudelt. Ein Mensch mit einem offenen Herzen strahlt von innen heraus.


Aus diesem Erkennen heraus findet die Heilung in allen Lebensbereichen statt. Der Schlüssel zu jedem Thema, jedem Problem und jedem Trauma liegt in der Annahme. Ich muss nicht mögen, was passiert ist, aber es hat stattgefunden. Wenn unser Herzchakra sich öffnet, heißt das, dass wir die unteren drei Chakren schon ein gutes Stück durchdrungen haben. Aus dieser Erfahrung und der daraus entstandenen Kraft kann Heilung immer tiefer werden, können auch tiefe Verletzungen angesehen, angenommen und integriert werden. Mitgefühl mit uns selbst und mit anderen lässt vorher errichtete Abgrenzungen weicher werden.


Bedingungslose Liebe bedeutet nicht, dass wir uns im Anderen verlieren. Wir können damit sogar verblüffend nüchtern wirken. Dabei ist es die Klarheit, die uns die Dinge wirklich sehen lässt. Wir müssen jemandem nicht aus falsch verstandenem Mitleid etwas abnehmen, sondern wir lassen ihn lernen, leiten vielleicht an, aber stehen seinem Lernen und Wachsen nicht im Weg. Wir vertrauen in seine Kraft, wo er es noch nicht kann. Hilfsbereitschaft ist manchmal der Wunsch nach Anerkennung oder Gegenleistung (2. Chakra), hier geht es um eine tiefere Ebene.


Bei einem blockierten Herzchakra fühlen wir diese bedingungslose Liebe nicht. Selbstliebe und Mitgefühl sind schwierig, Liebe zu anderen kann von Misstrauen und Angst vergiftet werden. Wir suchen Liebe im Außen bei anderen Menschen, in einer Karriere oder im Materiellem. Wir verurteilen und bewerten oder wir opfern uns für andere auf – in der Hoffnung, dafür endlich Liebe zu bekommen.


Ursache hierfür sind die unerfüllten Wünsche und Themen der unteren Chakren. Fehlende Kraft und Urvertrauen, Verletzungen aus dem „Wir“, ein schwaches oder rücksichtsloses Ich können zu Einsamkeit oder Abhängigkeit führen. Der Zugang zu den eigenen und fremden Gefühlen ist blockiert. Wir können nicht ausdrücken, was wir brauchen – wenn wir es denn überhaupt wissen. Wie sollen wir dann verstehen, was andere fühlen? Die Mauer um unser Herz, entstanden aus Verletzungen, Zurückweisungen, Missbrauch, Verlust und Enttäuschungen sollte weitere Verletzungen von uns fernhalten. Was früher notweniger Schutz war, ist jetzt ein Hindernis, mit anderen in einen echten und liebevollen Kontakt zu treten. Verbindung wird mit Verletzung assoziiert.


Die eigene Identität


Das Ich-Gefühl aus den unteren Chakren ist auf das Überleben in einer Gemeinschaft ausgerichtet. Es besteht aus den vielen Rollen, die wir alle in Familie, Beruf, Gesellschaft oder in verschiedenen Gruppen innehaben. Viele halten das für ihr wahres Ich. Aber wer bist du, wenn du alleine bist? Wenn du niemandem etwas vorspielen musst, wenn – in diesem Moment – niemand von dir abhängig ist, du nichts tun musst oder die Meinung der anderen über dich unwichtig ist, was bleibt dann?


Unsere Gedanken sorgen meistens dafür, dass dieses innere Karussell auch läuft, wenn niemand dabei ist. Die Konditionierung der Kindheit und der Gesellschaft hat ihre Schaltkreise und Reflexe im Gehirn hinterlassen, ohne dass uns dies normalerweise bewusst ist. Es ist unser „normal“. Und letztendlich ist es das ja auch, da eine Gemeinschaft nur so funktioniert.


Es geht um Bewusstsein für dieses Rollen-Spiel, damit ein gesundes Ich jenseits seiner Rollen auch zur Ruhe kommt. Von dieser Stille aus, die ihren Sitz im Herzen hat, wird das eigentliche und ursprüngliche Ich gesucht und erforscht. Wer bin ich wirklich, woher komme ich, was ist meine Aufgabe?


Bei einem geöffneten Herzchakra wird diese Suche sich auf die oberen Chakren ausrichten, während das erweiterte Bewusstsein gleichzeitig die unteren Chakren durchdringt. Das führt zu Klarheit, Unabhängigkeit, Entschlossenheit für den eigenen Weg – aber ohne Ellenbogen, sondern aus dem Verständnis und dem Mitgefühl für das Mensch-sein und seine Entwicklung.


Bei einem geschlossenen Herzchakra liegt der Schwerpunkt eher auf Überleben, Abhängigkeiten mit all seinen Facetten und der Identifizierung mit den diversen Rollen. Wir sind innerlich so sehr mit den Rollen verschmolzen, dass etwas in uns „sterben“ kann, wenn diese Rolle auf einmal wegfällt, beispielsweise durch einen Jobverlust oder eine Trennung. Wer diesen Verlust als Chance begreift, kann wachsen, kann in tiefere Schichten seines Seins vordringen. Schmerz, Trauer oder Angst können zugelassen und integriert werden, unser Potential aufdecken und wir finden Menschen oder Jobs, die uns in unserer Entwicklung weiterbringen – statt dasselbe Hamsterrad nur in einer anderen Farbe zu lackieren.



Partnerschaft


Mit offenem und erfülltem Herzen lieben bedeutet, dass wir zusammen wachsen können. Liebe und Vertrauen sind die Basis, auf der auch Reibung und Streit stattfinden können. Wachstum, Reife, die Suche nach dem Ursprung, das Leben im Einklang mit der inneren Stimme und das Erfüllen des Lebensauftrags stehen im Vordergrund. Partner unterstützen sich, stehen dem anderen aber nicht im Weg. Es können auch mal die Fetzen fliegen, denn hier stehen Menschen, die sich nicht vor Problemen oder Aufgaben verstecken, die Kraft haben und authentisch sind. Bedingungslose Liebe bedeutet nicht, dass es nie wieder Streit oder verschiedene Meinungen gibt. Auseinandersetzung wird aber nicht zum existentiellen Kampf wie in den unteren drei Chakren, sondern reinigt und klärt. Romantik ist eher im zweiten Chakra angesiedelt, die tiefe Verbundenheit mit allem braucht wenig äußerliche Hilfsmittel. Das gilt auch für die Sexualität, die ab dem Herzchakra für eine tiefere Verbindung steht, einem Verschmelzen der weiblichen und männlichen Kräfte im spirituellen Sinn, einem Erleben von Einheit weit über den Körper hinaus.


Je größer das Bedürfnis nach einem „perfekten“ Partner, vielleicht einem Seelenpartner ist, desto mehr kann sich die Frage nach Themen aus den unteren Chakren stellen. Bei einem geöffneten Herzen suchen wir die Erfüllung nicht mehr im Außen und damit brauchen wir einen Partner auch nicht mehr zum Auffüllen von innerer Leere oder einem verletzungsbedingten Mangel. Wünsche und Bedürfnisse gehören in den weltlichen Bereich. Doch mit der Kraft aus der bedingungslosen Liebe können diese Bedürfnisse geheilt werden. Es ist ein Prozess, der nicht starr linear abläuft, sondern es „schwappt“ hin und her. Wir erleben etwas, fühlen Schmerz, Trauer, Freude, Einsamkeit und Verbundenheit und wir wachsen daran. Aus dieser Kraft tauchen wir wieder ein in alte Themen. Die Kraft wird immer größer, alte Themen werden immer mehr durchschaut und verarbeitet und unser Herz öffnet sich weiter. Wenn beide Partner wachsen wollen und auf ähnlichen Entwicklungsstufen stehen, tanzen die beiden Herzen zusammen.


Wenn einer der Partner sich weiterentwickeln möchte und der andere Partner das nicht kann oder will, wird es schwierig. Je nach innerer Prägung machen sich dann manche klein und verzichten auf den Ausdruck ihrer Kraft, um den Partner nicht zu verletzen oder zu verlieren. Oder die Partnerschaft wird Schauplatz von Auseinandersetzungen und Abwertungen. Der Preis dafür ist hoch, weil die Seele weitermöchte. Glück fühlt sich anders an.



Wie öffne und stärke ich das Herzchakra?


Wie ist deine Körperhaltung? Stehst du gerade, ist der Oberkörper (etwas) zusammengesunken oder hängen die Schultern nach vorne? Hängt der Kopf oder schaust du offen in die Welt? Hast du vielleicht Verspannungen oder Schmerzen in der Brustwirbelsäule? Dies sind Zeichen für einen Körper, der sein Herz schützen möchte, der nach vorne zugemacht hat. Nimm dir einen Moment Zeit und spüre deinen Körper oder schaue in einen Spiegel.


Es gibt eine Reihe von Yogaübungen, die die Brust dehnen und verkürzte Muskeln, unseren Panzer, dehnen. Es geht nicht darum, die Schultern zurückzuziehen, sondern das Brustbein „zum Himmel“ zu heben. Damit ändert sich die ganze Haltung – und dein Erleben. Yogaübungen können das Kamel, die Schulterbrücke, der Fisch oder der Bogen sein. Wie immer: finde, was individuell zu dir passt und erzwinge nichts. Sei achtsam zu dir.


Wie fühlt sich dein Herz an? Ist es überhaupt spürbar, spürst du deinen Herzschlag, ist es hell oder dunkel, offen oder eingeschnürt, schwer oder leicht? Erheben sich Erinnerungen an Verletzungen, Beklemmungen oder Ängste? Oder erlebst du Berührung, Liebe und Verbundenheit?


Das Element Luft deutet den Weg zu den Atemübungen. Eine Vipassana-Meditation, bei der du den fließenden Atem wahrnimmst oder Pranayama, die alte Atemtechnik der Yogis, können hilfreich sein.


Grüne Halbedelsteine wie Malachit, Jade oder grüner Aventurin können in Resonanz bringen. Spüre in grüne Steine hinein und finde den, der dich anspricht. Auch der Rosenquarz gilt als Herzstein.


Eine Haltung der Hingabe an eine größere Kraft (im Yoga der Bhakti-Weg) führt zu bedingungsloser Liebe. Das kann auch eine Ausrichtung auf einen inneren oder äußeren Lehrer oder Heiligen sein – solange keine Abhängigkeiten aufgebaut werden. Auch die Arbeit mit einem Mantra kann öffnend wirken. Von „Om mani padme hum“ bis zum „Gayatri Mantra“ oder einem „Asato ma“ können die hohen Schwingungen sich durch Schutzschichten des Herzens arbeiten.


Die Nadabrahma Meditation von Osho (findest du im Internet) kombiniert ein Summen und Handbewegungen, mit denen du dich für das Universum öffnest und dich hingibst – und auch die Energie und Liebe des Universums in dich aufnimmst. Für manch einen ist letzteres ein sehr berührendes Erlebnis.


Generell ist Meditation ein Weg zu dir selbst. Meditation bedeutet Zeuge sein, von allem, was sich in dir und im Außen erhebt. Ohne Bewertung, liebevoll und beobachtend. Die Qualität des Herzchakras. Meditation führt dich auch weiter in die höheren Chakren und zu deinem Ursprung.


Wir alle sind täglich einer Welt ausgesetzt, die verletzen kann, die Angst machen kann, uns in Rollen drängt und uns unser wirkliches Ich vergessen lässt. Die Arbeit mit dem Herzchakra führt uns zu unserem wahren Ich, öffnet Potentiale und Kraft in uns, lässt uns Liebe erleben, die Intensität und Ekstase sein kann. Spiritualität – egal in welcher Ausrichtung – beginnt mit dieser bedingungslosen Liebe. Allmählich, es ist ein stetiger Prozess, der seine Zeit dauert.


Fazit


Das Herzchakra ist ein Schlüssel für unsere Entwicklung, sowohl für die weltlichen als auch für die spirituellen Themen. Es erfordert Mut, sich den Themen zu stellen, die uns ein verletztes Herz zeigen kann.


Menschen mit einem geöffneten Herzchakra können erkennen, dass jeder Weg seine Berechtigung hat. Es gibt kein besser oder schlechter. Jeder Weg will gegangen werden, jeder in seinem Tempo. Dieser Weg führt in die Freiheit. Wir müssen niemanden überzeugen, können andere und uns lassen und verstricken uns nicht in Konzepten – auch nicht in spirituellen Idealvorstellungen.


Wir ent-decken, dass diese bedingungslose Liebe nicht gefunden werden kann, sondern Kern unseres Wesens ist und immer da war, ist und sein wird. Liebe ist.

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