Eine Studie, die im Journal of the American Heart Association (1) veröffentlicht wurde, zeigte, dass bei Paaren ab 50 Jahren bei fast der Hälfte beide Partner an Bluthochdruck leiden. „Viele Menschen wissen, dass Bluthochdruck bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters häufig vorkommt, aber wir waren überrascht, dass bei vielen älteren Paaren sowohl der Ehemann als auch die Ehefrau Bluthochdruck hatten“, sagte der leitende Autor der Studie, Dr. Chihua Li.
Schon früher hatten Studien gezeigt, dass Paare den Blutdruckstatus und andere Krankheiten des jeweils anderen spiegeln können. Gemeinsames verbindet? Wo liegen mögliche Ursachen für die gemeinsamen Krankheitsbilder und wie kann eine Paarbeziehung unterstützend für Gesundheit und Heilung sein? (2)
Die Wissenschaftler untersuchten Paare in den USA, England, China und Indien. Die Paare lebten im selben Haushalt. Bei den englischen Paaren lag die Prävalenz von Bluthochdruck bei beiden Partnern bei 47 %, verglichen mit fast 38 % der US-amerikanischen, 21 % der chinesischen und 20 % der indischen Paare. Es scheint also kulturelle Unterschiede zu geben.
Dr. Bethany Barone Gibbs, Vorsitzende der Abteilung für Epidemiologie und Biostatistik an der School of Public Health der West Virginia University in Morgantown, sagte, dass die Ergebnisse darauf hindeuten, dass die derzeitigen Ansätze zur Kontrolle des Bluthochdrucks auf individueller Ebene möglicherweise nicht ausreichend sind.
Änderungen des Lebensstils, wie z. B. die Erhöhung der körperlichen Aktivität, die Reduzierung von Stress oder eine gesündere Ernährung, „können schwierig zu erreichen und, was noch wichtiger ist, aufrechtzuerhalten sein, wenn Ihr Ehepartner oder Partner nicht mit Ihnen zusammen Änderungen vornimmt“, sagte sie in der Mitteilung.
In einer Studie des Max-Planck-Instituts (3) hatten die Forscher auch herausgefunden, dass Paare sich mit Stress gegenseitig „anstecken“. Es reichte aus, den Partner in einer stressigen Situation zu beobachten, um selbst erhöhte Stresshormone zu haben. Das „Mitfühlen“ hatte also direkte körperliche Auswirkungen auf die eigene Gesundheit.
Stressbedingte Krankheiten sind generell auf dem Vormarsch, Bluthochdruck haben etwa ein Drittel aller Deutschen. Corona, Kriege und finanzielle Ängste waren für die Tiefenentspannung auch nicht gerade förderlich. All das hat Auswirkungen auf unseren Lebensstil. Hängen wir abends nur noch fix und fertig auf dem Sofa, lassen uns von Fernsehen oder Social Media berieseln oder gehen wir raus in die Natur, bewegen wir uns und achten auf unsere Ernährung? Bringen wir unsere Arbeit und die lieben Kollegen oder den Chef geistig mit nach Hause oder können wir innerlich loslassen?
Wie schon in der Studie hervorgehoben wurde, ist es schwierig, den Lebensstil zu ändern, wenn der Partner nicht mitmacht. Was macht es mit der Beziehung, wenn einer gesund essen will, Sport machen möchte – und der andere nicht? Naturgemäß gibt es hier keine Patentrezepte, aber das Bewusstsein dafür, dass wir uns gegenseitig runterziehen können bis hin zu manifestierten Krankheiten, könnte ein Weckruf sein.
Hier lohnt sich eine ehrliche Bestandaufnahme. Wie fühlt sich jeder, gibt es schon Krankheitsbilder und was wäre, wenn es in zehn Jahren noch genauso wäre wie heute? Gut so – oder eher nicht? Wo gibt es gemeinsame Nenner? Und was passt gar nicht zusammen?
Die Basis für Gesundheit kommt aus den Säulen Ernährung und Trinken, Bewegung und Entspannung. So wie es für alle möglichen Bereiche sogenannte Challenges gibt, könnte hier ein Paar zusammen an einem Strang ziehen, vielleicht auch mit anderen Familienmitgliedern oder Freunden. Ernährungsänderungen, ausreichendes Trinken von gutem Wasser, moderate Bewegung, die Suche nach neuen Hobbys oder Herausforderungen und vor allem das Bewusstmachen von krank machenden Verhaltensweisen können eine ganz neue Form von Lebendigkeit, Gesundheit und Zufriedenheit auslösen.
Und nochmal zum Thema Blutdruck: Wasser trinken ist enorm wichtig! Die richtige Menge sollte mit dem Hausarzt abgesprochen werden, aber dickflüssiges Blut, wie es durch Flüssigkeitsmangel entsteht, sorgt ebenfalls für erhöhten Blutdruck. Auch hier können sich Partner gegenseitig erinnern und auch mal ein Glas Wasser auf den Tisch stellen.
Rauchen aufhören klappt gemeinsam leichter, Alkohol reduzieren und zu viel Glotze oder social media kann durch gemeinsames spazieren gehen, spielen oder Freundeskreis wiederbeleben sogar Spaß machen. Gemeinsam eine neue Sprache lernen, musizieren oder malen, Konzerte besuchen… Die Möglichkeiten sind endlos. Die Umstellung ist häufig schwierig, weil mensch ja ein Gewohnheitstier ist und der innere Schweinehund lauter bellt als die Gesundheits-App piept. Aber meistens reichen vier (!) Wochen, um im Gehirn neue Pfade anzulegen. Vier Wochen gemeinsam können aus dem alten Sumpf führen. Es kann Spaß machen, es kann verkrustete Beziehungsstrukturen aufbrechen und eine Partnerschaft 2.0 werden. Damit sich die Gemeinsamkeiten nicht auf Bluthochdruck und anderen Wehwehchen beschränken…
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