Heilpraktikerin

Einführung
Stress macht lebendig…
Koffein und Adenosin
Koffein und Eisenhaushalt
Kaffee und Schlaf
Süchtig? Ich doch nicht…
Weitere Negativpunkte in der Kaffee-Waagschale
Kaffee und Long Covid
Das richtige Wasser
Fazit


Einführung


Morgens ein Kaffee und die Welt ist dein Freund? Energie lässt dich hüpfen und voller Freude und Elan deinen Tag planen? Oder so ähnlich? Oder zumindest den inneren Mumpf auf ein erträgliches Niveau heben?


Woher kommt eigentlich die Energie, die Kaffee – vermeintlich – so großzügig in uns aktiviert? Und was ist der Preis dafür? Wir werfen einen Blick auf die sog. Adenosinrezeptoren, die Auswirkungen auf den Eisenhaushalt und einige andere Nebenwirkungen unserer Lieblingsdroge. Auch Kaffee und Long Covid sind eine Betrachtung wert.


Stress macht lebendig…


…zum Kämpfen oder Flüchten brauchen wir ja schließlich Stresshormone wie Adrenalin oder Cortisol. Und Kaffee sorgt dafür, dass unser Körper Stress empfindet und diese Hormone ausschüttet. Wir produzieren unseren eigenen Säbelzahntiger. Der Tag soll ja nicht langweilig werden. Kaffee aktiviert den Sympathikus, erhöht den Herzschlag und den Muskeltonus und fährt Verdauung und Entspannung zurück.


Wir wollen wach werden und dafür stressen wir uns künstlich. Absichtlich. Das wird richtig anstrengend für uns, wenn wir das lange machen oder unsere Nebenniere durch Dauerstress allmählich erschöpft wird. Unsere Nebenniere schüttet Adrenalin und Cortisol aus. Wenn noch andere Stressoren dazu kommen – Job, Familie, Geldsorgen, Krankheit – pfeift die Nebenniere aus dem letzten Loch. Eine sogenannte adrenale Erschöpfung kann sich einstellen. Der Körper kann auf Stress nicht mehr angemessen reagieren. Burnout. Hier kann der Kaffee richtig Schaden anrichten, weil sich die Nebenniere nicht mehr regenerieren kann. Folgen können Depression, Ängste oder Schlaflosigkeit sein.


Das Adrenalin sorgt übrigens auch für eine Zuckerausschüttung, für den bevorstehenden Kampf mit dem Computer braucht es ja Energie. Danach kommt dann das Insulin, Abfall der Zuckerspiegel und Hungerattacke. Isst noch jemand gerne einen Keks o.ä. zu seinem Kaffee?


Koffein und Adenosin


Koffein macht wach. Adenosin macht müde. Adenosin ist ein Molekül, das in den Zellen als Nebenprodukt des Energieverbrauchs entsteht und sich im Lauf des Tages oder bei anstrengenden Tätigkeiten anreichert und uns müde macht. Die Adenosin-Andockstellen im Gehirn lesen das ab und signalisieren „Pause“ oder „Schlafenszeit“. Koffein verhindert das, indem es sich an die Rezeptoren bindet, an die sonst das Adenosin andocken würde. Wir werden also wacher. Leider löst sich das vorhandene Adenosin deswegen nicht in Luft auf. Es wartet, bis die Leber das Koffein abgebaut hat und schmeißt sich dann auf die freien Rezeptoren. Die Müdigkeit, die wir mit dem Kaffee unterdrückt haben, kommt jetzt doppelt zurück.


Wenn wir dieses Spiel länger spielen, gewöhnt sich der Körper an das Koffein und bildet mehr Adonosinrezeptoren. Wir brauchen mehr Kaffee und werden dann noch müder. Nachts wird das Adenosin wieder abgebaut, so dass wir morgens – theoretisch – wieder wach sind. Falls wir nicht durch das Koffein Schlafprobleme haben und dann wieder Kaffee trinken müssen.


Koffein und Eisenhaushalt


Zumindest in Zellstudien kann Koffein das Eisenspeicherprotein Ferritin hochregulieren, so dass das Eisen weniger in der Zelle verwertet werden kann, sondern in den Speicher wandert. Dieses Eisen fehlt dann in vielen Körperprozessen, von der Energiegewinnung bis zum Immunsystem.


Die Gerbstoffe im Kaffee können die Aufnahme von Eisen generell beeinträchtigen, gerade bei Frauen und Schwangeren unpraktisch, und auch Vegetarier und Veganer brauchen Eisen. Dies trifft allerdings nur dann zu, wenn der Kaffee zum Essen oder 30 Minuten vor oder nach dem Essen getrunken wird. Die Gerbstoffe binden dann die Eisenionen schon im Magen und es kann kein Eisen mehr über die Darmwand ins Blut gelangen. Eisenmangel wiederum macht auch müde.


Menschen, die Eisenpräparate einnehmen, sollten mindestens zwei Stunden vor und nach der Einnahme keinen Kaffee und auch keinen Schwarz- oder Grüntee trinken.



Kaffee und Schlaf


Es ist allgemein bekannt, dass man abends keinen Kaffee mehr trinken sollte, weil das Koffein wach macht und daher das Ein- und Durchschlafen behindern kann. Der Körper braucht etwa 3-5 Stunden, um das Koffein abzubauen. Wenn jemand allerdings über den Tag verteilt mehrere Tassen getrunken hat, braucht der Körper länger, weil sich das Koffein anreichert. Hier kann dann ein Teufelskreis entstehen, der die Nebenniere auslaugt.


Süchtig? Ich doch nicht…


Laut der John Hopkins University kann schon ein Becher Kaffee zu Entzugserscheinungen führen. Wer sich morgens wie ein Alien fühlt, wenn er keinen Kaffee bekommt, könnte schlicht koffeinsüchtig sein. Dann ist Kaffee nicht die Lösung, sondern das Problem. Schleichend entstanden. Nachts kann der Körper durch die Koffein-Abstinenz in einen Entzugszustand kommen, den wir morgens ausgleichen müssen. Symptome bei Entzugserscheinungen: Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme. Sagen die Wissenschaftler der Universität von Bristol.


Wenn du im Zweifel bist, dass du Kaffee nur wegen dem Geschmack trinkst: Einfach mal weglassen. Entzugserscheinungen können etwa eine Woche dauern.


Jeder Mensch hat einen anderen Stoffwechsel. Wo manche drei Tassen locker wegstecken, sind andere tatsächlich schon mit einer Tasse in einer Abhängigkeit. Nicht jede Leber kann Koffein problemlos abbauen und dann war da noch die gestresste Nebenniere. Schlafschwierigkeiten, Dauergereiztheit, Burnout – es lohnt sich, den Kaffeekonsum zu hinterfragen.


Weitere Negativpunkte in der Kaffee-Waagschale


Kaffee kann zu Magenproblemen führen, weil Koffein die Ausschüttung der Magensäure erhöhen kann. Sodbrennen ist daher eine weitere mögliche Folge.


Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 wurde erhöhter Koffeinkonsum mit höherem Gewicht, schlechterer Leistungen in der Schule und vermehrten Depressionen in Verbindung gebracht. (1) Außerdem steht das Koffein als Risikofaktor für anhaltende tägliche Kopfschmerzen zur Debatte. (2)


Koffein kann unsere Fähigkeit, Süßes wahrzunehmen, einschränken. So kann sich unbemerkt der Zuckerkonsum erhöhen, da der Zucker nicht so sehr auffällt. Dazu schicken Adrenalin und Insulin den Blutzuckerspiegel sowieso schon auf eine Achterbahnfahrt. (3)


Schwangere sollten auf Kaffee verzichten, weil Stresshormone plazentagängig sind. Das Kleine trinkt mit und kriegt auch schon Koffein ab. Und zwar die volle Dosis. Dem Ungeborenen fehlt aber das Enzym, mit dem es das Koffein verstoffwechseln kann. Der Koffeingehalt bleibt also länger erhöht, das Kind wird unruhig. Das kann auch nach der Geburt anhalten, Stichwort Entzugserscheinungen.


Kaffee wirkt dehydrierend.


Kaffee und Long Covid


Long Covid betrifft immer mehr Menschen. Sie haben viele Symptome, aber immer mit dabei ist Stress. Über die Situation, die körperlichen Einschränkungen, die Entzündungen, Erschöpfung. Auch hier ist der Kaffee wirklich kontraproduktiv, weil die Erschöpfung durch die Hintertür noch erhöht wird. Wer ein Corona-Herz hat, braucht kein Koffein, dass den Herzschlag künstlich hochtreibt. Ängste und Depressionen können verstärkt werden, was bei Long Covid sowieso schon Thema ist.


Das richtige Wasser


Viele trinken zu wenig Wasser, weil sie das richtige Wasser, das schmeckt und sich leicht trinken lässt, für sich noch nicht gefunden haben. Ein Wasser, mit dem du in Resonanz gehst, ist lebendig, macht dich lebendig. Und du trinkst anstrengungslos genug Wasser, was ja vielen schwer fällt. Das richtige Wasser, vorzugsweise stilles Wasser aus Glasflaschen, wird von deinem Körper aufgesaugt wie von einem Schwamm.


Morgens ein oder zwei große Gläser Wasser und die Zellen bekommen nach einer dehydrierenden Nacht, was sie brauchen. Der Zellstoffwechsel springt an, der Müll kann „vor die Tür“ getragen werden, Energie wird bereitgestellt. Wenn du tagsüber müde wirst, trinke zuerst Wasser.


Fazit


Nein, ich wollte Kaffee nicht verteufeln. Ja, es gibt auch Studien über gesundheitliche Vorteile. Jeder Mensch wird aufgrund seines individuellen Stoffwechsels anders auf Kaffee reagieren. Geschlecht, Gewicht, Genetik, Alter – sie verändern die Verarbeitung von Koffein.


Wenn jemand gesundheitliche Probleme, Stress, Schlafprobleme oder psychische Probleme hat, wenn jemand immer mit Müdigkeit und Erschöpfung kämpfen muss, dann ist es wichtig, zu hinterfragen, ob Kaffee (oder eine andere Koffeinquelle) eine Rolle spielt. Es soll Menschen geben, die sich ohne ihren üblichen Kaffee wie neu geboren fühlen. (4)

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