Heilpraktikerin

Für ein starkes Immunsystem


Gesundheitliche Vorteile des Eisbadens
Fettverbrennung und gute Stimmung
Eisbaden und Meditation
Zu Risiken und Nebenwirkungen frage keinen Eisbären
Vorbereitung
Après Eisbaden


Ich bin ein leidenschaftlicher Warmduscher. Als meine Freundin letztes Jahr im Februar vorschlug, in einen See mit 6 Grad zu steigen, habe ich mich mal kurz geschüttelt. Ich bin mitgegangen. Mit dem Ehrgeiz, immerhin die große Zehe in den See zu stecken. Am Ende stand mir das Wasser doch bis zum Hals.


Warum Eisbaden? Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die sich mit den gesundheitlichen Vorteilen des Eisbadens beschäftigt haben. Wichtig sind ein paar Vorsichtsmaßnahmen und eine liebevolle Einstellung zu sich selbst. Dann kann auch ein Warmduscher seinen Spaß haben.


Gesundheitliche Vorteile des Eisbadens


Schon Hippokrates soll etwa 400 v. Chr. das Kaltwasserschwimmen gegen Müdigkeit empfohlen haben. Thomas Jefferson (1743 – 1826, 3. Präsident der USA) soll sechs Jahrzehnte lang jeden Morgen ein kaltes Fußbad genommen haben, um seine Gesundheit zu erhalten. Von Kneipp hat jeder schon mal was gehört.


Beim Kontakt mit (eis-)kaltem Wasser ziehen sich unsere Blutgefäße zusammen, um die Versorgung der lebenswichtigen Organe zu gewährleisten. Sobald du wieder aus dem Wasser steigst und dich aufwärmst, weiten sich die Blutgefäße wieder. Das regt den Kreislauf an und den Abtransport von Giftstoffen. Insgesamt wird unser Körper abgehärtet, das Immunsystem wird trainiert und so weniger anfällig für Infekte aller Art.


Plötzliche Kälte sorgt für die Ausschüttung von Endorphinen und Adrenalin. Auf lange Sicht können Stresssymptome reduziert werden und die Stimmung positiv beeinflusst werden.


Fettverbrennung und gute Stimmung


Die Kälte aktiviert das sogenannte braune Fettgewebe, das Energie, Zucker und Fett fast ausschließlich in Wärme umwandelt. Das weiße Fettgewebe, der „Schwabbel“, schmilzt dagegen. Eisbaden könnte also seinen Beitrag  zur Reduzierung von Übergewicht leisten. (1)


Einerseits sorgt die verstärkte Durchblutung auch im Gehirn für mehr Saft. Andererseits schüttet der Körper aber auch einen Hormoncocktail aus und beschert uns Glücksgefühle.  


Es gibt aber noch einen anderen wichtigen Punkt. Den meisten dürfte es bei dem Gedanken daran, in sehr kaltes Wasser zu steigen, so gehen wie mir am Anfang. Mir war immer kalt, meine Tochter nannte mich liebevoll Frostbeule, ich bin im Sommer kaum in einen See mit 22 Grad gekommen. Ich – in kaltes Waser? Nicht in diesem Leben. Vielleicht in einer Reinkarnation als Seerobbe…


Nach etwas Vorbereitung (dazu später mehr) war es ein entscheidender Punkt, der mir am See geholfen hat. Ich wollte nichts erzwingen, ich habe meinen Körper und meine Angst vor dem kalten Wasser ernst genommen, mein Leistungsprinzip hatte Pause. Ich habe wirklich mit der großen Zehe angefangen, dann bis zu den Knien rein und wieder umgedreht. Im ersten Moment war es das für mich und ich war stolz überhaupt soweit gekommen zu sein. Und dann bin ich nochmal ins Wasser, und in den paar Minuten Pause hatten sich die Unterschenkel schon akklimatisiert. Es ging viel leichter und ich kam bis zur Hüfte und drehte um. Aber jetzt hatte ich etwas verstanden. Und im 3. Anlauf kam ich bis zum Hals. Meine Freundin konnte relativ schnell in den See gehen. Aber wir waren beide drin. Jeder muss sein Tempo finden, seinen eigenen Weg gehen. Achtsam und liebevoll mit sich sein!


Es macht einen großen Unterschied, wenn man etwas schafft, das Überwindung kostet. Das haben Studien herausgefunden. Auf diese Weise fördert Eisbaden die mentale Stärke. Das kann die Selbstwirksamkeit und die Selbstsicherheit stärken und sogar bei Depressionen und Ängsten helfen. 


Eisbaden und Meditation


Für erfahrene Meditierende kann das Eintauchen ins kalte Wasser zu einer tiefen Meditationserfahrung werden. Meditation bedeutet, alles da sein zu lassen, nichts zu bewerten, sich nicht mit etwas zu identifizieren, sondern nur bewusst wahrzunehmen. Das Meditationsobjekt hier ist das kalte Wasser und die Empfindungen, die es in Körper, Emotionen und Geist auslöst. Es gibt nichts zu erreichen.


Auch hier gilt, immer mit anderen zusammen sein. Und da die Meditation sehr tief werden kann, ist es hilfreich, sich vorher den Handywecker zu stellen, weil man das Zeitgefühl verlieren kann! Hier kann der Aufenthalt im kalten Wasser auch länger dauern als wenige Minuten, der Ansatz ist anders als beim normalen Eisbaden.


Zu Risiken und Nebenwirkungen frage keinen Eisbären


Vom Sofa ins (eis-)kalte Wasser sollte man nicht einfach springen. Das würde den Organismus überfordern und kann von Herz- und Lungenproblemen und Schock bis zu Unterkühlung reichen. Ebenfalls wichtig: Wer bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen oder Lungenprobleme hat, sollte das dringend mit seinem Arzt abklären. Hier ist die Gefahr, dass das Herz oder die Lunge überlastet werden, deutlich erhöht. Im Extremfall könnte es zum Herzstillstand oder zum Lungenödem kommen. Auch die Schwangerschaft ist ein Ausschlusskriterium. (2) (3) (4)


Wer nicht gesund ist, sowieso schon erkältet ist oder gerade eine Infektion hinter sich hat, sollte warten, bis der Körper wieder fit genug ist. Sonst geht der Schuss nach hinten los. Normalerweise sollte das Eisbaden nicht länger als drei Minuten dauern. Ein kurzer Kältereiz ist ein sehr gutes Training für die Gefäße.


Eine der wichtigsten Regeln lautet: Nie alleine ins kalte Wasser! Es sollte immer jemand dabei sein, damit notfalls jemand Hilfe holen kann.


Vorbereitung


Bei Medikamenten würde man von „Einschleichen“ sprechen. Gesundheitliche Abklärung vorausgesetzt, sind Wechselduschen ein guter Einstieg. Auch hier gilt, finde deinen Weg. Am einfachsten ist es, unter der Dusche das kalte Wasser am Anfang über die Füße fließen zu lassen und im Lauf der Zeit auszuweiten in die höheren Körperregionen. Andere möchten erst warm duschen und dann auf lauwarm und dann allmählich immer kälter stellen.


Wim Hof  ist bekannt als „The Iceman“. Er bleibt auch mal zwei Stunden im Eiswasser und bestieg den Mount Everest nur in kurzen Hosen und Sandalen bis zu einer Höhe von 7400 Metern. Er empfiehlt als Vorbereitung eine spezielle Atemtechnik, Kälteexposition beginnend mit kalten Duschen und einem guten Mindset. Die Atemübung und Vorbereitung kann man mit einer kostenlosen App üben. (5) (6)


Wenn es ernst wird… Eine Thermoskanne mit heißem Tee oder Brühe ist sehr hilfreich. Handtuch und warme Kleidung inklusive Schal, Handschuhe  und Mütze bereit legen. Aufgeladenes Handy für den Notfall und nette Begleitung nicht vergessen!


Vor dem Einstieg ins kalte Wasser solltest du aufgewärmt sein. Entweder du machst vorher einen flotten Spaziergang oder machst am Ufer des Sees oder Flusses einige Übungen, ggf. auch die erwähnten Atemübungen, wenn sie dich ansprechen.


Wasserschuhe oder Neoprenfüßlinge sind hilfreich. Hände und Füße sind am empfindlichsten. Es hilft, die Hände als letztes unter Wasser zu tauchen oder z.B. auf den Schultern oder auf dem Kopf abzulegen oder am Anfang auch Handschuhe anzuziehen. Nie mit dem Kopf untertauchen, manch einer setzt auch eine Mütze auf.


Gehe in deinem Tempo ins Wasser. Hineinspringen kann einen Schock auslösen. Auch die Verweilzeit im Wasser ist individuell. Für manche sind zu Beginn einige Sekunden genug, andere können ein paar Minuten aushalten. Achte auf deinen Körper und gehe nicht über deine Grenzen! (7)


Après Eisbaden


Nach dem Eisbad solltest du etwas Warmes trinken und dich aufwärmen. Wer länger im kalten Wasser bleibt, sollte beachten, dass das Aufwärmen danach behutsam passieren sollte. Der Körper zentralisiert bei Kälte, um den Kern und die lebenswichtigen Funktionen aufrecht zu erhalten. Die heiße Badewanne danach würde zu extremen Schmerzen und im schlimmsten Fall Kreislaufversagen führen. Warme Kleidung und Bewegung sind besser. Der Körper kann sich nach dem Eisbaden erst mal warm anfühlen. Das große Zittern kann bis zu einer halben Stunde später einsetzen. Warmhalten und zittern lassen, der Körper wärmt sich auf diese Weise auf.

Auf einen Blick


  • Eisbaden wirkt sich positiv auf das psychische Wohlbefinden, das Immunsystem, den Hormonhaushalt sowie das Herz-Kreislauf-System aus

  • Kälte aktiviert das braune Fettgewebe, das Energie, Zucker und Fett fast ausschließlich in Wärme umwandelt und baut weißes Fett ab

  • Eisbaden fördert die mentale Stärke. Das kann die Selbstwirksamkeit und die Selbstsicherheit stärken und sogar bei Depressionen und Ängsten helfen

  • Eisbaden kann bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen oder Lungenproblemen ein Risiko darstellen. Ärztliche Abklärung!

  • Langsam abhärten und an kaltes Wasser gewöhnen, z.B. mit Wechselduschen

  • Hände und Füße sind am kälteempfindlichsten, der Kopf sollte nicht unter Wasser kommen

  • Nach dem Eisbaden behutsam aufwärmen: heißer Tee oder Brühe, warme Kleidung, Bewegung, aber keine heiße Dusche oder Badewanne unmittelbar danach. Gefahr von Kreislaufkollaps und Schmerzen

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