Heilpraktikerin


Einführung
Handystrahlung und Fettleibigkeit?
Studienaufbau
Studienergebnis
Und es geht noch weiter…
Andere Länder, andere Sitten und Grenzwerte
Ausblick oder trübe Aussichten?
Auf einen Blick



Einführung


Die Gefahr, die von Handystrahlung ausgeht, wird kontrovers diskutiert. Staatliche Behörden und Mobilfunkbetreiber beschwichtigen, andere weisen auf gesundheitsschädigende Auswirkungen und langfristige Folgen hin. Problematisch ist die Vielzahl an Strahlungsquellen, der wir heute ausgesetzt sind und deren Allgegenwärtigkeit. Ein Ausweichen ist kaum noch möglich, wir sind aber auch an die Bequemlichkeit von immer währender Erreichbarkeit und dem Zugang zu Internet gewöhnt und hinterfragen mögliche langfristige Gefahren meistens nicht.


Dies betrifft insbesondere Jugendliche, deren Körper und Gehirn noch im Heranreifen sind. Mobilfunkstrahlung zählt zum Elektrosmog. Ebenso wie WLAN, Radio- und Fernsehsender, Mikrowellen, Basisstationen nach DECT-Standard, Stromkabel sowie am Strom hängende Geräte.


Handystrahlung und Fettleibigkeit?


Die Zunahme der Fettleibigkeit und die Benutzung von Handys haben sich weltweit gleichzeitig ausgebreitet. Mobiltelefone senden hochfrequent modulierte elektromagnetische Felder (RF-EMFs), die hauptsächlich vom Kopf des Benutzers absorbiert werden, bei Kindern noch mehr als bei Erwachsenen. Im Gehirn nehmen RF-EMFs Einfluss auf den zerebralen Glukosestoffwechsel und verändern die neuronale Erregbarkeit. Da das Gehirn die Steuerzentrale für unser Hungergefühl und die Nahrungsaufnahme ist, untersuchten Wissenschaftler der Universität zu Lübeck, Sektion für Psychoneurobiologie, in einer Beobachtungsstudie, ob es einen Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Nahrungsaufnahme gibt. Dieser Effekt war bereits in früheren Studien bei Ratten beobachtet worden.


Studienaufbau


Für den Versuch wurden 15 normalgewichtige junge Männer (21 – 29 Jahre alt) mit einem Abstand von je zwei Wochen insgesamt dreimal beobachtet. Die Teilnehmer hatten in den vier Wochen vorher einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus und sollten während des Versuchszeitraums nicht später als 23 Uhr schlafen gehen, um ein vermehrtes Nahrungsbedürfnis durch Schlafmangel auszuschließen. Außerdem sollten sie in den 12 Stunden vor den Experimenten kein Essen und Koffein zu sich nehmen und kein Mobiltelefon benutzen. Die Teilnehmer wurden über den eigentlichen Zweck der Studie nicht informiert, um zu verhindern, dass ihr Fokus auf der Nahrungsaufnahme lag. Sie erfuhren nur, dass die Handystrahlung auf den zerebralen Energiestoffwechsel untersucht würde.


Die Männer wurden dann mit zwei verschiedenen Handys für 25 Minuten bestrahlt bzw. einer Scheinbestrahlung ausgesetzt. Danach durften sich die Teilnehmer für 40 Minuten an einem Frühstücksbuffet nach Belieben satt essen. Gemessen wurde die spontane Nahrungsaufnahme, Blutwerte und außerdem anhand einer Phosphor-Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) der Energiestoffwechsel des Gehirns.


Studienergebnis


Die Ergebnisse der Wissenschaftler waren deutlich. Die Strahlung führte bei 13 von 15 Probanden zu einer Erhöhung der Gesamtkalorienzufuhr um 22 bzw. 27%. Die MRS-Messungen konnten die Steigerung des Energieumsatzes im Gehirn unter Einfluss der Handystrahlung zeigen. Dieser führte laut Blutanalysen hauptsächlich zu einer erhöhten Kohlenhydrataufnahme. Dies deutet darauf hin, dass die Bestrahlung durch die Handys nicht nur generell eine erhöhte Nahrungsaufnahme verursacht, sondern dass eine spezielle Zusammensetzung der Nahrung bevorzugt wird. (1) (2)


Und es geht noch weiter…


Es ist davon auszugehen, dass die Steigerung des Energieumsatzes im Gehirn nicht nur Auswirkungen auf unser Essverhalten hat. Diskutiert werden zusätzliche Veränderungen z.B. bei der kognitiven Leistungsfähigkeit, bei der Aufrechterhaltung der geistigen Gesundheit oder der Verhaltenskontrolle (3) (4). Des Weiteren hat die Strahlung ja nicht nur Auswirkungen auf einzelne Gehirnregionen, sondern auch einige generalisierte neurobiologische Wirkungen. Es gab schon früher Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Mobiltelefonnutzung von Kindern und Jugendlichen mit Kopfschmerzen und Migräne, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit, Schlafstörungen und Juckreiz auf der Haut (5) (6).


Eine vom Swiss TPH durchgeführte Studie zeigte den Zusammenhang zwischen Handynutzung und der Gedächtnisleistung Jugendlicher. Konkret wurde das figurale Gedächtnis beeinträchtigt, das hauptsächlich in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt ist und auf dessen Seite die Jugendlichen das Handy zum Telefonieren die meiste Zeit hielten (7).


Andere Länder, andere Sitten und Grenzwerte


Die Gefahren von Mobilfunkstrahlung werden in manchen Ländern anders bewertet als in Deutschland. In Russland, Italien und Belgien gelten deutlich niedrigere Grenzwerte als in Deutschland.


Manche Menschen sind elektrohypersensibel. Der Europarat forderte 2011 bereits bessere Aufklärung und verbesserten Schutz für diese Personen, z.B. durch die Einführung strahlenfreier Gebiete. Auch sollten sie gegen Diskriminierung und Intoleranz geschützt werden. Davon dürften wir noch weit entfernt sein. Oft genug werden elektrohypersensible Menschen nicht ernst genommen. Schweden ist hier schon weiter. Hier wird Elektrohypersensibilität als Behinderung anerkannt (8).


Ausblick oder trübe Aussichten?


Die WHO-Forschungsagenda hat schon 2011 die hohe Priorität dieses Forschungsgebiets hervorgehoben. Keine Generation vorher war so lange einer so langanhaltenden und intensiven Strahlung ausgesetzt.


Mit der Studie über Handystrahlung und erhöhte Nahrungsaufnahme könnten sich neue Wege für die Adipositas- und andere neurobiologische Forschungen eröffnen. Gerade bei Kindern und Jugendlichen wird der hier nachgewiesene Einfluss auf das Gehirn einen neuen Fokus schaffen, da Fettleibigkeit bei Kindern eine große Herausforderung unseres Jahrhunderts ist und weitreichende Folgen hat. Gleichzeitig sind die langfristigen Auswirkungen auf das Gehirn noch nicht abzusehen, da die „jungen“ Gehirne die Strahlung viel mehr absorbieren und das bis in tiefere Gehirnstrukturen als bei Erwachsenen.


Vermutlich müssen erst Berechnungen über die Kosten der Gesundheitssysteme von explodierenden Diabetes-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und den sonstigen bekannten Folgen von Adipositas erfolgen. Dazu mögliche kognitive Leistungsausfälle und neurodegenerative Erkrankungen, die schon jetzt auf dem Vormarsch sind. Die Folgen für den Arbeitsmarkt, die Belastungen für die Rentensysteme oder die Geburtenrate in westlichen Ländern… Mensch bewegt sich leider meistens erst, wenn es weh tut, also Geld kostet und es schon (zu) spät ist.

Auf einen Blick



  • Gleichzeitige Ausbreitung von Handynutzung und Fettleibigkeit

  • Im Gehirn beeinflusst Mobilfunkstrahlung den zerebralen Glucosestoffwechsel und die neuronale Erregbarkeit

  • Die Gehirne von Kindern und Jugendlichen absorbieren mehr Strahlung als Erwachsene

  • Mobilfunkstrahlung führt bei den meisten zu erhöhter Nahrungsaufnahme, insbesondere von Kohlenhydraten

  • Mobilfunkstrahlung kann zu Kopfschmerzen und Migräne, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Schlafstörungen führen

  • Schweden erkennt Elektrohypersensibilität als Behinderung an

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