Sie lagern teils Jahrhunderte in verschiedenen Bodentiefen: Unsere Grundwasser-Vorkommen. Nach dem Abregnen gelangt unser kostbares Süßwasser natürlicherweise auf die Böden von Äckern, Wiesen und Wäldern und versickert dort langsam in die Tiefe, bis es auf eine wasserundurchlässige Schicht trifft.
Dort sammelt es sich und tritt normalerweise erst dann wieder als Quellwasser zu Tage, wenn das Wasser-Reservoir voll ist. Man nennt diese Quellen, die von selber an die Oberfläche kommen, artesische Quellen. Dieses natürliche Gleichgewicht, welches Jahrmillionen funktioniert hat, ist nun in einer winzigen Zeitepoche mit der Industrialisierung der modernen Welt komplett aus dem Lot gekommen. Die Folgen müssen wir alle tragen:
Zum einen kann durch die Industrialisierung und Mobilisierung und durch die damit verbundene weltweite Flächenversiegelung mit Siedlungen und Straßen nur ein Teil des Regenwassers normal versickern. Große Mengen Regenwasser gelangen in die Kanalisation und nicht mehr ins Grundwasser.
Zweitens hat sich durch die industrialisierte Landwirtschaft und die weltweite Abholzung der Baumbestand, die Vegetation und die Bodenbeschaffenheit auf unserem Planeten massiv verändert (Übernutzung der Böden und Überweidung). Die wasserspeichernden Komponenten der Biosphäre sind in wenigen Jahrhunderten und innerhalb der letzten Jahrzehnte massiv zurück gegangen. Dazu gehören intakte Wälder, bodenbedeckende Pflanzengesellschaften, die Bodenlebewesen und der ursprünglich hohe Humusgehalt des Bodens mit der 20-fachen Wasserspeicher-Kapazität seines Eigengewichtes. Anstatt zu versickern, fließt das Wasser bei Regengüssen zu einem erheblichen Teil durch Wasserrinnen in Gewässer und schließlich ins Meer und ist damit für das Grundwasser unwiederbringlich verloren.
Drittens führt der – mit all dem hier genannten im Zusammenhang stehende – Klimawandel zur stetigen Verringerung der Niederschläge und einer höheren Verdunstung wegen der steigenden Temperaturen. Mit der Folge, dass die verbleibenden Naturböden vertrocknen und bei Niederschlägen gar nicht so schnell in der Lage sind, das Regenwasser im Boden aufzunehmen und zu speichern. Zumal es aufgrund des Klimawandels immer häufiger zu Starkregen-Ereignissen kommt, anstatt der früheren eher gleichmäßig über das Jahr verteilten Niederschläge.
Last but not least gab es seit Bestehen unseres blauen Planeten noch niemals so einen hohen Wasserverbrauch. Auch unsere Grundwasservorkommen werden angezapft und viel zu viel Wasser hochgepumt. Spitzenreiter ist die Landwirtschaft. 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs liegen im Agrarsektor,insbesondere die Fleischproduktion, mit der unglaublichen Menge von mehr als 15.000 Litern Wasser pro 1 kg Rindfleisch im globalen Durchschnitt. Etwa 20Prozent unseres wertvollen Trinkwassers verbrauchen industrielle Produktionsprozesse. Spitzenreiter ist hier die chemische Industrie, die weit mehr als die Hälfte des Wasserverbrauchs der gesamten Industrie einnimmt. Und die restlichen 10 Prozent Trinkwasser entnehmen Haushalte und Kommunen, wobei die westliche Welt ein Vielfaches der Menschen aus Naturvölkern oder in traditionell wasserarmen Regionen verbraucht.
Ein Teufelskreis des Wasserverbrauchs mit vielen sich verzahnenden Komponenten, der sich immer weiter dramatisiert bis hin zur Wüstenbildung. Was sich bei uns in Mitteleuropa an ersten Stellen bereits erahnen lässt, wird bei unseren südeuropäischen Nachbarn immer mehr zur erschreckenden Realität.
Die Folgen müssen wir uns bewusst machen, denn sie werden über kurz oder lang uns ALLE treffen, wenn wir nichts dagegen unternehmen.
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