Der Wasser-Notstand betrifft uns Alle!

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Die ursprüngliche Natur funktioniert in absolut perfekten Kreisläufen. Zerstören wir diese, tragen wir Alle unmittelbar die Folgen. Fast nirgends sind diese so deutlich und lebenzerstörend zu beobachten wie beim Wasser. Wasser ist die Essenz des Lebens. Ohne Wasser kein Leben. Vertrocknen die Böden, sterben die Bodenlebewesen. In der Folge bläst der Wind den Humus weg, damit vertrocknen die Wasserspeicher im Boden und dann die Wurzeln der Pflanzen, die ebenfalls irgendwann der Wind wegbläst. Diesen Prozess nennt man Wüstenbildung (Desertifikation) und in der Wüste kann niemand leben (außer ganz wenige angepasste Arten). Der Wasser-Notstand hat tragische Folgen für das gesamte Ökosystem und Leben unserer Zivilisation. Die Grundwasserdürre spielt dabei eine entscheidende Rolle:

Grundwasserdürre bedeutet Waldsterben und Waldbrände

Unser blauer Planet hatte aus dem Weltraum gesehen über Jahrmillionen noch eine weitere Hauptfarbe: GRÜN. Entstammend von den riesigen Waldgebieten, die einst die Erdoberfläche bedeckten. Unser Wald ist der wichtigste Wasserspeicher auf unserem Planeten. Auf einem Quadratmeter Waldboden können bis zu 200 Liter Wasser gespeichert werden. Wasser, welches einerseits über die Bäume wieder verdunstet und in den Wasserkreislauf der Erde zurück geht und andererseits nach dem Abregnen in Teilen langsam in tiefere Erdschichten sickert, bis zu den Grundwasser-Vorkommen. Diesen Klimaschützer und Wasserbewahrer Wald hat der Mensch bzw. unsere moderne Zivilisation in wenigen Jahrzehnten weltweit in großen Teilen abgeholzt und zerstört.

Der WWF bringt es auf seiner Internetseite auf den Punkt: „Wälder sind … essentiell für das Weltklima … sie säubern unsere Luft, regulieren lokale Wasserkreisläufe, schwächen Dürren ab, schützen vor Überschwemmungen und die Böden vor Erosion. Zwischen 1990 und 2015 wurden … durch Holzeinschlag und Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen 239 Millionen Hektar Naturwälder (21 x die Waldfläche Deutschlands) vernichtet und weitere 185 Millionen Hektar Wald degradiert …“ Hier der ganze Artikel.

Neben der Abholzung sterben unsere Wälder in der Folge und damit zusammenhängend auch durch den sinkenden Grundwasserspiegel. Denn das Wassermanagement von Bäumen ist nicht nur direkt von Niederschlägen abhängig, sondern benötigt auch das Grundwasser. Die humusreichen Waldböden sind vorstellbar wie ein Schwamm, welcher Wasser von unten aus den Grundwasser-Vorkommen hochzieht und bis zu den Wurzeln leitet. Sinken die Grundwasser-Vorkommen ab, so funktioniert diese sog. Kapillarkraft des Bodens nicht mehr, der „Schwamm“ Waldboden trocknet von unten aus und die Bäume vertrocknen. Dieses Phänomen kann man inzwischen in ganz Mitteleuropa beobachten.

Die Folgen sind nicht nur eine weitere Befeuerung des Klimawandels, sondern immer häufigere Waldbrände, da vertrocknete Bäume schnell in Brand geraten. Dies hat verschiedene Gründe, die hier nicht weiter thematisiert werden. Diese Waldbrände verschlechtern dann weiter das Weltklima. Also auch hier ein Teufelskreis, bei welchem wir hier in Mitteleuropa derzeit erst am Anfang stehen.

Grundwasserdürre: Ohne fruchtbare Böden keine Nahrungsmittel

Das gestörte oder gar zerstörte Wassermanagement der Natur findet leider nicht nur in unseren Waldböden, sondern auch auf den Ackerflächen und landwirtschaftlichen Böden statt. Auch diese spielen eine essenzielle Rolle für den Wasserhaushalt auf unserem Planeten.

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sagte 2022 auf der Weltbodenkonferenz: „Jedes Jahr verliert die Welt eine Fläche mit fruchtbaren Böden vom Ausmaß Bulgariens. Das müssen wir stoppen. Ohne fruchtbare Böden gibt es auch keine Nahrungsmittel.“ Deutlicher hätte er es nicht sagen können. Unsere Nahrungsmittel-Versorgung ist unmittelbar abhängig vom oben beschriebenen Naturkreislauf des Wassers. Und zwar nicht nur von Niederschlägen, sondern ebenfalls von dem Kapillarwasser aus der Tiefe, das ein gesunder Boden wie mit einem Strohhalm aus dem Grundwasser nach oben bis zu den Wurzeln zieht. Siehe dazu Teil 1 Sinkende Grundwasserspiegel – verheerende Folgen! Fehlt das Grundwasser, verdorrt der Boden und die Wurzeln vertrocknen von unten. Die Pflanzen werden erst gelb und dann grau und man kann sie schließlich ohne Wurzeln aus dem Boden ziehen.

In unseren südeuropäischen Nachbarländern, wie Südportugal oder Südspanien, wo bereits 20 Prozent der Fläche der Kategorie Wüste zugeordnet werden, ist dies schon ein alltägliches Bild. Klapperdürre Weidetiere stehen im Sommer auf staubigen Weiden, in denen nur noch letzte graue Büschel ohne Nährwerte zu sehen sind. Doch ist dies auch bei uns in Mitteleuropa vorstellbar? Die Geographin Prof. Dr. Barbara Sponholz von der Universität Würzburg beschreibt auch Desertifikationsprozesse in Deutschland: „Eine verstärkte Abtragung, Verschlechterung vor allem der landwirtschaftlich genutzten Böden durch Wasser und Wind können wir tatsächlich beobachten“, sagte sie im Sommer 2022 im ZDF. „Besonders gefährdet sind in Deutschland alle landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiete, in denen kräftiger Wind und/oder häufige Gewitter sowie feinkrumige Böden aufeinandertreffen: etwa die sandigen Böden Norddeutschlands oder die Lössgebiete der Börden und der süddeutschen Gäulandschaften.“

Denken wir dieses Szenario weiter, so werden auch wir schon bald eine Verschlimmerung der daraus folgenden Nahrungsmittelknappheit und Teuerung bei uns hier in Deutschland und Mitteleuropa zu verzeichnen haben – Umstände, die wir früher nur aus Entwicklungsländern und aus dem Fernsehen kannten. Als Geographin kann ich daher nur an jeden Einzelnen appellieren, Wassersparen zu einem wichtigen Lebensthema zu machen und dieses Wissen weiter zu verbreiten.

Unzähligen Tieren kostet die Grundwasserdürre das Leben

Googelt man diesen Teil der Auswirkung des Wassermangels auf unserem Planeten, so wird nicht nur Tierschützern das Herz schwer. Die internationale Tierschutzorganisation ifaw schrieb 2022 einen bewegenden Artikel über den Einfluss des Klimawandels auf die Tierwelt – Wassermangel und Dürre sind das zentrale Thema des wissenschaftlichen Beitrags. „Wildtieren und ihren Lebensräumen stehen tiefgreifende oder gar katastrophale Veränderungen bevor“, so die Tierschützer. Die o.g. Ursachen und Folgen des Wassernotstands wirken sich insbesondere auf die Tierwelt aus und werden dazu führen, dass viele Tierarten keinen Zugang zu Wasser haben, schlichtweg verdursten und irgendwann aussterben werden.

Doch man muss gar nicht so weit schauen, um die Folgen von Dürre und Wassermangel in der Fauna zu erkennen. Da ALLES Leben auf unserem Planeten von Wasser abhängt, beginnt das Sterben ohne Wasser bereits mit den Mikroorganismen in unseren Böden, die wesentlich beteiligt sind an der Humusbildung. Auch Insekten, Ameisen und die Bienen, die unsere Pflanzen bestäuben, brauchen Wasser, welches sie natürlicherweise aus den Gewässern und Pfützen in landwirtschaftlichen Gebieten trinken. Trocknen diese aus, so finden sie kein Wasser mehr und sterben. Der NABU (Naturschutz-Bund) schreibt auf seiner Internetseite „Vögel und Insekten leiden besonders unter der Hitze und Trockenheit …“ und ruft auf, besonders im urbanen Raum Vogel- und Insekten-Tränken aufzustellen. Stark betroffen von Trocken- und Dürreperioden sind Amphibien, wie Frösche, Molche und Salamander, die oft in kleinen Gewässern leben, welche besonders schnell austrocknen. Aber auch alle im Wald lebenden Säugetiere leiden genauso wie wir Menschen schnell unter Durst und haben keine Alternativen ihren Durst zu stillen.

Ganze Ökosysteme kippen in der Folge des Wassermangels

Sterben in dem perfekten Kreislauf der Natur Tierarten aus oder dezimieren sich beträchtlich aufgrund des Wassermangels, so hat das negative Folgen für ganze Ökosysteme. Tiere, die Nahrungsquelle für andere Tierarten sind, führen auch zur Dezimierung der Fressfeinde. Sterben Tiere, welche Schädlinge auf Pflanzen fressen, und damit natürliche Pflanzenschutzmittel sind, kommt es zu massivem Schädlingsbefall z.B. in der Landwirtschaft. Die natürliche Aufgabe von bestimmten Insekten ist z.B., schwache oder kranke Pflanzen zu fressen, um wieder Platz zu machen für den Neuwuchs. In der Folge befallen z.B. Borkenkäfer geschädigte Wälder, die aufgrund der Grundwasserdürre allesamt geschwächt oder gar schon abgestorben sind. Dies kann in der Folge zur Vernichtung ganzer Wälder führen. Die Folgen des Wassermangels betreffen die gesamte Biodiversität all unserer Arten und Lebensräume auf unserem Planeten. Sie bedrohen auch uns Menschen, eingewoben in den Kreislauf des Lebens, in verschiedenster Weise.

Es gäbe an dieser Stelle noch viele weitere Punkte, die man im Zusammenhang mit dem Schwinden unserer Grundwasser-Vorkommen beleuchten könnte. Aber auch schon das hier Gesagte sollte uns zutiefst bewusst machen, dass es auf unserem Planeten um den Erhalt unseres kostbaren, lebensspendenden Wassers geht. Und wir JETZT die Verantwortung haben, unseren Lebensquell mit all unseren Möglichkeiten zu schützen.