Heilpraktikerin und Meditationslehrerin


Einführung


Ein Glas Saft, ein Stück Kuchen – süß, wohltuend, ein kleiner Genussmoment. Dein Gaumen freut sich. Doch während du schluckst, beginnen deine Zellen zu seufzen.
Denn was außen erfrischt, kann innen austrocknen. Zucker wirkt im Körper wie ein Schwamm: Er zieht Wasser an sich – allerdings dorthin, wo es gerade nicht gebraucht wird. Viele wissen, dass Zucker den Blutzuckerspiegel beeinflusst. Doch die Wenigsten machen sich Gedanken, wie stark er auch den Wasserhaushalt auf Zellebene durcheinanderbringt.


Wie genau das funktioniert und warum es vor allem in Zeiten von Säften, Snacks und Smoothies so relevant ist, schauen wir uns jetzt genauer an.


Warum Zucker Wasser bindet – ein Blick in die Zelle


Zucker – vor allem Glukose – ist osmotisch aktiv. Das bedeutet: Ist im Blut oder im Verdauungssystem eine hohe Zuckerkonzentration vorhanden, wird Wasser aus den umliegenden Geweben und Zellen in diesen Bereich gezogen. Der Körper versucht dadurch, das Konzentrationsgefälle auszugleichen – ein Prinzip, das als Osmose bekannt ist.


Auf Zellebene passiert dabei Folgendes:



  • Der Zucker im Blut steigt.

  • Um die Konzentration zu senken, strömt Wasser aus den Zellen ins Blut.

  • Die Zellen verlieren Volumen und ihre innere Hydratation sinkt.

  • Gleichzeitig wird durch das nachströmende Wasser das Blutvolumen kurzfristig erhöht, was die Niere zur Ausscheidung anregt – mit Wasserverlust als Nebeneffekt.


Zucker verändert also die Wasserverteilung im Körper – von „intrazellulär“ (in den Zellen) zu „extrazellulär“ (im Blutplasma). Das fatale daran: Der Durstmechanismus spricht eher auf den Volumenverlust im Blut an, nicht auf die innere Trockenheit der Zellen. So entsteht eine stille Entwässerung auf Zellebene – obwohl du vielleicht regelmäßig Wasser trinkst.


 Wie kommt Wasser überhaupt in die Zelle?


 Damit Wasser in die Zelle gelangen kann, braucht es spezialisierte Eiweißkanäle in der Zellmembran, sogenannte Aquaporine. Sie regulieren gezielt, wann und wie viel Wasser die Zelle aufnimmt – fein abgestimmt durch Signale, unter anderem durch Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Magnesium.


Wenn jedoch der Zuckerstoffwechsel gestört ist, verändert sich auch die Funktion dieser Aquaporine:



  • Bei hoher Zuckerkonzentration kann es zu einer Verzuckerung von Eiweißen kommen, der sogenannten Glykierung.

  • Dabei werden Proteine, darunter auch Aquaporine, dauerhaft verändert oder verklebt – was ihre Funktion beeinträchtigen kann.

  • Die Zelle wird dann schlechter durchlässig für Wasser – selbst wenn von außen genug Flüssigkeit vorhanden ist.


Ein dauerhaft hoher Zuckerkonsum kann also strukturelle Schäden an Wasserkanälen verursachen, was den Wasseraustausch behindert und die Zellfunktionen stört.


Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium und Chlorid sind entscheidend dafür, dass Wasser überhaupt dorthin gelangt, wo es gebraucht wird – nämlich in die Zelle. Besonders Kalium wirkt zellhydrierend, es „zieht“ Wasser in die Zellen hinein. Natrium wirkt eher außerhalb der Zelle.


Wenn du viel Zucker isst oder unter Diabetes leidest, verlierst du über die Nieren nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Mineralstoffe. Selbst wenn du also genug trinkst, kann dein Körper das Wasser nicht richtig nutzen.


Typische Anzeichen dafür sind: Mattheit, Konzentrationsprobleme, trockene Haut, Muskelkrämpfe oder schlechte Regeneration.


Zuckerhaltige Getränke – Durstlöscher mit Nebenwirkung


 Besonders kritisch sind zuckerhaltige Getränke – auch solche, die auf den ersten Blick gesund wirken:



  • Fruchtsäfte aus Konzentrat enthalten oft zwischen 8 und 12 g Zucker pro 100 ml – ein Glas (250 ml) liefert also bis zu 30 g Zucker.

  • Direktsäfte enthalten zwar natürliche Fruchtzucker, aber in sehr konzentrierter Form, ohne die Ballaststoffe, die im Obst für einen langsameren Zuckeranstieg sorgen würden.

  • Frisch gepresste Säfte schneiden besser ab, aber auch hier gilt: Ein Glas Orangensaft enthält schnell 6–8 Stück Zucker – ohne zu kauen, ohne Sättigung, aber mit vollem osmotischem Effekt.

  • Smoothies aus Konzentrat oder mit zu hohem Obstanteil (Fruktose) haben kaum Ballaststoffe und der Blutzuckerspiegel steigt schnell, ähnlich wie bei süßen Säften.


Der Körper nimmt flüssigen Zucker rasend schnell auf – der Blutzucker steigt, Wasser wird aus den Zellen gezogen, Insulin folgt. Das Ergebnis ist kurzfristige Energie, aber langfristige Erschöpfung und Wassermangel auf Zellebene.


Smoothies gelten oft als gesunde Zwischenmahlzeit – und das können sie auch sein. Entscheidend ist, wie sie gemacht sind. Viele fertige Smoothies aus dem Supermarkt bestehen überwiegend aus Fruchtsaft und püriertem Obst, manchmal sogar aus Konzentraten. Sie enthalten dementsprechend viel Fruchtzucker (Fruktose), oft ohne nennenswerte Ballaststoffe oder Bitterstoffe. Der Zucker wird dann schnell aufgenommen, der Blutzuckerspiegel steigt, und der osmotische Wasserverlust setzt ein – ähnlich wie bei süßen Säften.


Selbst gemachte Smoothies, vor allem mit hohem Gemüseanteil, ballaststoffreichen Zutaten (z. B. Leinsamen, grüne Blätter, Avocado) und wenig oder keinem zusätzlichem Obst, wirken dagegen ganz anders. Sie sättigen besser, lassen den Blutzucker nur langsam ansteigen und liefern gleichzeitig Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die den Zellstoffwechsel unterstützen. Auch der Elektrolythaushalt profitiert, wenn etwa Sellerie, Spinat oder Gurke enthalten sind.


Faustregel: Je grüner, faseriger und frischer der Smoothie, desto freundlicher ist er zu deinen Zellen – auch in Bezug auf Wasser und Zucker.


Wasserdieb zwischen 1


Wie viel Zucker reicht, um diesen Effekt auszulösen?


 Schon 20 bis 30 g Zucker auf einmal – etwa ein gesüßter Joghurt, ein Schokoriegel oder ein Glas Saft – reichen, um spürbare osmotische Effekte auszulösen. Bei regelmäßigem Konsum summiert sich das – und die Zellen geraten dauerhaft in ein Defizit.


Ob du den Nachtisch nach dem Essen oder zwischendurch isst, macht einen Unterschied: In Kombination mit Eiweiß und Fett wird der Zucker langsamer aufgenommen, was den Blutzuckeranstieg dämpft. Der Wasserzieh-Effekt bleibt aber bestehen – nur eben abgeschwächt.


Wie viel Wasser braucht dein Körper?


Die Standardempfehlung liegt bei etwa 30 bis 40 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht und Tag – also bei 60 Kilo wären das rund 2 Liter täglich.


Dieser Bedarf steigt bei:



  • zuckerreicher Ernährung,

  • körperlicher Aktivität,

  • Hitze,

  • oder bei vermehrtem Harndrang (z. B. durch Kaffee, Alkohol oder Medikamente).


Wenn du aber viel Zucker isst oder trinkst, brauchst du mehr. Denn jedes Gramm Glukose, das durch die Zellen wandert, bindet Wasser – und wenn es ausgeschieden wird (über die Nieren), nimmt es Wasser mit.


Das bedeutet konkret: Wenn du z. B. 50 g Zucker am Tag konsumierst (das ist schnell erreicht durch Getränke, Süßigkeiten, Weißmehlprodukte), kannst du locker ein zusätzliches Glas Wasser (250–300 ml) einplanen – oder besser noch: den Zucker reduzieren und auf natürliche Süße aus beispielsweise Früchten setzen.


Menschen mit Diabetes


 Bei Diabetes mellitus ist der Wasserverlust besonders ausgeprägt:



  • Der Zucker verbleibt im Blut, weil er nicht effektiv in die Zellen aufgenommen werden kann.

  • Die Nieren versuchen, ihn auszuscheiden – dabei gehen große Mengen Wasser und Elektrolyte verloren.

  • Das kann zu chronischer Dehydrierung, Elektrolytmangel, Muskelschwäche und Nierenbelastung führen.


Bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern ist es daher essenziell, nicht nur ausreichend zu trinken, sondern auch regelmäßig Elektrolyte zuzuführen – idealerweise über eine mineralstoffreiche, vollwertige Ernährung und gezielte Flüssigkeitszufuhr mit isotonischem Charakter.


Wasserdieb Fazit


 

Fazit


Zucker verändert den Wasserhaushalt deines Körpers – und zwar weg von den Zellen, hin ins Blut und raus über die Niere. Die Zelle bleibt trocken zurück. Wenn du deinen Körper wirklich gut hydrieren willst, braucht es mehr als Wasser – es braucht weniger Zucker, natürliche Lebensmittel, genügend Elektrolyte und gutes Wasser. Dann kann dein Körper nicht nur trinken, sondern das Wasser auch wirklich aufnehmen, wo es gebraucht wird.

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