Heilpraktikerin und Meditationslehrerin

Einführung


Verstopfung kann neben langen Sitzungen zu Schmerzen, Krämpfen, Blähungen, Hämorrhoiden oder Schädigungen in Darm und Schleimhäuten führen. In Zeiten von Vielsitzerei und Fehlernährung hat das Thema immer mehr zugenommen. Von Verstopfung oder Obstipation spricht man bei weniger als drei Stuhlgängen in der Woche.


Abführmittel sind nicht die Lösung. Wir schauen uns an, was die Naturheilkunde zu bieten hat, wie Ernährung und Bewegung mitspielen können – und welche Rolle Wassermangel spielt.


Die Verdauung


Wenn Verdauung normal läuft, beginnt sie bereits im Mund durch Zerkleinern und Einspeicheln, durchläuft verschiedene Stadien und ist im Dünndarm abgeschlossen. Nährstoffe wurden resorbiert. Die verdaute Masse kommt dann in den Dickdarm, der dieser Masse möglichst viel Wasser entzieht. Dieser „Stuhl“ sorgt im Mastdarm dafür, dass sich der innere Schließmuskel öffnet und wir gehen auf die Toilette.


Bei Obstipation verbleibt der Stuhl deutlich länger im Darm und staut sich im Enddarm an. Dadurch wird ihm immer mehr Wasser entzogen und der Stuhl wird immer härter – die kleinen Klümpchen, die dann nach viel Pressen und vielleicht Schmerzen in der Toilettenschüssel landen. Dieser harte Stuhl kann auch einen Kot-Stau auslösen und den Ausgang blockieren. Blähungen können nicht mehr natürlich entweichen und führen zu einem aufgeblähten Bauch. Wir müssen mehr Kraft zum Pressen aufbringen, was auch zu Verletzungen oder Einrissen am After oder im Analkanal (Analfissuren) führen kann.


Durch den hohen Druck und den Rückstau kann es auch zu Ausbuchtungen in der Darmwand kommen (Divertikulitis) oder einem Rektumprolaps. Es kann ein Gefühl entstehen, als ob man trotz Toilettengang nicht vollständig entleert ist. Halten diese Symptome länger als drei Monate an, spricht man von chronischer Obstipation. Kommen Erbrechen oder Fieber dazu oder treten die Beschwerden plötzlich auf, kann es sich im Extremfall um einen Darmverschluss oder Schlaganfall handeln. Hier ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig.


Wie entsteht Verstopfung?


Die Ursachen liegen meistens in unserem Lebenswandel. Ballaststoffarme und fettreiche Ernährung, zu wenig Flüssigkeit im Sinne von zu wenig Wasser (Kaffee geht ja meistens…) und Bewegungsmangel. Der Bewegungsmangel kann ein Couchpotatoe-Syndrom sein, aber auch durch Krankheit oder Bettlägerigkeit entstehen. Verstopfung ist auch im Krankenhaus, z.B. nach OPs, ein Thema. Nicht umsonst fragen die Krankenschwestern nach dem Stuhlgang.


Auch Hormone spielen eine Rolle. Eine Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt lösen Achterbahnfahrten an Hormonausschüttungen aus, die sich auch auf die Verdauung auswirken können. Ebenso die Periode oder Schilddrüsenunter- oder Überfunktion.


Medikamente haben als häufige Nebenwirkung Verstopfung, hier lohnt ein Blick in den Beipackzettel, wenn nach der Einnahme eines neuen Medikaments Verstopfung eintritt. Der übermäßige Gebrauch von Abführmitteln kann zu… ja, Verstopfung führen. Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, aber auch geschädigte Nerven durch Diabetes mellitus, MS oder Parkinson können mitspielen. Übersäuerung oder das Fehlen von Mineralien kann die Muskelbewegung im Darm behindern, denn auch der Darminhalt wird durch Muskelkraft (Darmperistaltik) vom Eingang zum Ausgang bewegt.


Und last, but not least: Stress. Stress verändert durch die Ausschüttung von Stresshormonen und über die Darm-Hirn-Achse auch die Verdauung, die Zusammensetzung des Mikrobioms und das gesamte Milieu im Darm.


Verstopfung zwischen


Wassermangel und seine Folgen


 Es ist einleuchtend, dass es ohne ausreichende Flüssigkeit nicht flutscht. Das ist wie eine Wasserrutsche ohne Wasser. Zusätzlich versucht der Körper, bei Wassermangel möglichst viel Wasser im Körper zurückzuhalten. Im Falle des Darms versucht er, dem Stuhl möglichst viel Wasser zu entziehen und zu recyceln. Dies führt zu härterem Stuhl mit den bekannten Symptomen.


Wassermangel führt zu trockener Haut. Wir erkennen das an rissigen Händen, Lippen oder trockenen Augen. Im Darm beträgt die Oberfläche – also die Darmschleimhaut mit all ihren Falten und Ausstülpungen – etwa 32 Quadratmeter. Wenn die Darmschleimhaut gereizt oder rissig ist, kann auch Entzündung oder eine Durchlässigkeit in der Darmbarriere (Leaky gut) entstehen. Dann können Nahrungsbestandteile oder Toxine durch die durchlässige Darmschleimhaut in die Blutgefäße und den restlichen Körper übergehen, wo sie nicht hingehören. Ein entzündeter Darm ist ein Darm, der nicht mehr ausreichend Mikronährstoffe aus der Nahrung aufnehmen kann. Nährstoffmangel kann auch Verstopfung begünstigen, sei es durch Mineralstoffmangel oder eine überlastete Leber, die mit der Entgiftung nicht mehr hinterherkommt. Lust auf ein Glas Wasser?


Wer Ballaststoffe zu sich nimmt, um eine Verstopfung natürlich zu behandeln, braucht mehr Wasser als sonst. Ballaststoffe binden Wasser, um aufzuquellen, um dadurch die Darmperistaltik anzuregen und den Speisebrei weiterzubewegen. Wer zu Ballaststoffen nicht mindestens (!) jedes Mal (!) ein großes Glas Wasser trinkt, sorgt für den gegenteiligen Effekt und die aufgequollene Masse sorgt für noch mehr Verstopfung oder einem Verkleben mit der Darmwand. Am besten sollte tagsüber noch weitere Flüssigkeit in Form von Wasser, ungesüßten Tees oder wasserhaltigem Obst und Gemüse dazukommen.


Ballaststoffe und Ernährung


Um beim Thema Ballaststoffe zu bleiben: Ein Mangel davon gilt als eine der Hauptursachen von Verstopfung. Aber wie eben ausgeführt: nur zusammen mit der Mutter aller Therapeutika – Wasser.


Klassische Ballaststoffe stecken in frischem Obst und Gemüse. Zusätzlich können Flohsamen und Leinsamen helfen. Entweder in der geschroteten Version morgens in Müsli oder Joghurt oder indem du einen Teelöffel Flohsamen in 250 ml Wasser einrührst, 10 – 15 Minuten quellen lässt und dann trinkst. Nicht mehr als acht Teelöffel Flohsamen, sonst entsteht auch hier der Betoneffekt im Darm. Ballaststoffe sollten regelmäßig eingenommen oder gegessen werden, es kann bis zu 2-3 Tagen dauern, bis die abführende Wirkung einsetzt.


Backpflaumen oder Trockenfrüchte enthalten Sorbit, einen Zuckeralkohol, der Wasser in den Darm zieht und damit den Stuhl aufweicht. Gleichzeitig enthalten sie Ballaststoffe, was die Darmtätigkeit weiter anregt. Auch die sogenannte Share-Pflaume wirkt abführend. Am besten erst mit einer halben Share-Pflaume anfangen, da die Wirkung durchaus durchschlagend sein kann.


Apfelessig enthält organische Säuren, die die Bildung von Verdauungssäften anregen und auch den pH-Wert im Magen-Darm-Trakt regulieren. Olivenöl enthält viele gesättigte Fettsäuren und Ölsäure, die quasi als Schmiermittel im Darm wirken kann.


Ein weiterer Klassiker ist Sauerkrautsaft (oder auch Sauerkraut aus dem Biomarkt). Morgens oder zwischendurch ein Glas oder eine Portion kann auf natürliche Weise entblockieren.


Joghurt und Kefir gelten durch ihren hohen Gehalt an lebenden Bakterienkulturen als verdauungsanregend.


Bitterstoffe vor dem Essen können die Produktion von Gallenflüssigkeit anregen, was die Fettverdauung fördert und die Verdauung erleichtert.


Naturheilkundliche Mittel


Naturheilkundlich kann eine Stuhlprobe ursachenorientiert Entzündungswerte oder Hinweise auf Fehlbesiedlung und Leaky gut aufzeigen. Wichtig ist das Milieu. Im Dickdarm sollte ein saures Milieu vorherrschen, aber oft ist das Gegenteil der Fall. So vermehren sich Fäulnisbakterien und die Darmwand entzündet sich.


Rechtsdrehende Milchsäure (RMS) kann hier als natürliches Mittel das Milieu wieder herstellen. Entweder über fermentierte Lebensmittel oder als Tropfen.


Grundsätzlich sind Ernährung, Wasserhaushalt und Bewegung die Grundlage der Behandlung. Natürlich können wir aber auch mit natürlichen Mitteln unterstützen.


Magnesium wirkt bei zu hoher Dosierung abführend. Umgekehrt kann ein Magnesiummangel aber auch zu Verstopfung (und Krämpfen) beitragen. Auch ein Mangel an Calcium oder Kalium kann zu Verdauungsproblemen führen. Ein natürlicher Mineralstoffkomplex ist einen Versuch wert.


Der Heilpilz Hericium ist ein klassisches Mittel für die Verdauung und die Schleimhäute und fördert nebenbei das Immunsystem, die Konzentration und das Nervenwachstum im Gehirn.


Mariendistel oder Löwenzahn unterstützen über die Entlastung der Leber die Verdauung. Ganz allgemein sind Bitterstoffe vor den Mahlzeiten hilfreich.


Aloe Vera Saft kann auch abführend wirken über das enthaltene Anthrachinon, das den Flüssigkeitsgehalt im Darm erhöht und auch entzündungshemmend und ausgleichend wirkt.


Aus dem Heilströmen kann der sogenannte Energiepunkt 1, der Urbeweger, unterstützend wirken. Dieser Punkt befindet sich an den Innenseiten der Knie und soll helfen, alles zu lösen, was feststeckt.


Wenn sich Verstopfung auf natürliche Weise – bei Änderung der Lebensgewohnheiten – nicht lösen lässt, sollte man sich auf die Suche nach ernsthafteren Erkrankungen machen, beispielsweise durch eine Darmspiegelung.


Fazit


Es gibt spannendere Tätigkeiten, als auf der Schüssel festzusitzen. Wenn die Ursachen von Verstopfung klar sind, kann man relativ sanft und liebevoll zu sich Abhilfe schaffen. Abführmittel mögen bei einer kurzfristigen Problematik hilfreich sein, auf lange Sicht sind sie kontraproduktiv.


Die Gesundheit beginnt im Darm. Das Immunsystem hat dort seinen Sitz, immer mehr psychische oder neurologische Erkrankungen werden mit dem Darm in Verbindung gebracht – und wir stehen immer noch am Anfang der Forschung. Den Darm natürlich zu unterstützen, im Gleichgewicht zu sein, ein ausgewogenes Mikrobiom zu fördern und Parasiten oder Pilze zurückzudrängen, ist eine grundlegende Behandlung für den ganzen Körper.


 


Medizinischer Disclaimer:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet. Alle hier zusammen gestellten Informationen stellen keinen Ersatz für eine professionelle ärztliche bzw. therapeutische Beratung, Diagnose oder Behandlung dar. Alle Informationen dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Die Inhalte stellen keine Empfehlung von Behandlungen oder Naturheilmitteln dar. Wir empfehlen die Informationen von einem Arzt überprüfen zu lassen. Auch wenn die Inhalte mit großer Sorgfalt erstellt wurden, übernehmen wir keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben.

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