Heilpraktikerin und Meditationslehrerin

Einführung


Morgens mit dem Erweckungstrank eine Tablette schlucken und der Tag kann anfangen – oder?


Es gibt jedoch einige Medikamente, bei denen es zu einer verringerten Wirkung oder zur Verstärkung von Nebenwirkungen kommen kann. Bei manchen Medikamenten sollte Koffein allgemein gemieden werden, manchmal reicht einfach ein Zeitabstand zwischen Pille und Kaffee. Und es gibt auch Medikamente, wo Kaffee die Wirkung beschleunigt und verstärkt.


Wie Kaffee bzw. Koffein den Stoffwechsel verändern kann


Die Bitterstoffe im Kaffee stimulieren die Ausschüttung von Magensäure und damit eine Erhöhung der Salzsäure und eine Abnahme des Magen-pH-Werts (niedriger pH-Wert bedeutet sauer). Durch die Erhöhung der Salzsäure kommt es zu einer schnelleren Magenentleerung des sauren Mageninhalts in den Dünndarm. Dies beschleunigt beispielsweise bei basischen Medikamenten die Aufnahme um das 20-fache.


Koffein muss in der Leber abgebaut werden. Dafür ist ein Enzym mit dem Namen CYP1A2 zuständig, das auch für den Abbau von einigen Medikamenten zuständig ist. Wenn Koffein und die entsprechenden Medikamente gleichzeitig in der Leber ankommen, reicht die Verfügbarkeit des Enzyms nicht aus. Es kann zu einer verringerten Abbaurate der Medikamente kommen, was zu erhöhten Wirkstoffspiegeln im Blut führt und einer längeren Verweildauer. Damit können sowohl bei einmaliger Einnahme als auch bei Dauermedikation gefährliche Konzentrationen entstehen und sich auch die Nebenwirkungen verstärken.


Übermäßiger Kaffeekonsum kann häufiges Wasserlassen verursachen, da Koffein die Blutfiltration in den Nieren steigert und das antidiuretische Hormon (ADH) hemmt, das normalerweise den Urin konzentriert. Dadurch entsteht verdünnter Urin, der wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Natrium und Kalium schneller aus dem Körper ausscheiden kann. Diese Auswirkungen können bei intensiver Kaffeezufuhr zu einem Mangel an essenziellen Nährstoffen führen, die ihrerseits auch einen Einfluss auf den Stoffwechsel und die Wirkweise von Medikamenten haben können.


Schmerzmittel


Hier kann das Koffein tatsächlich Vorteile bringen. Paracetamol, Aspirin/ASS oder Ibuprofen können schon mit einer geringen Menge Koffein schneller wirken und auch der Wirkspiegel erhöht sich. Aus diesem Grund gibt es einige dieser Medikamente auch mit Koffein. Vorsicht ist geboten bei höheren Dosierungen oder häufiger Einnahme, hier sollten Dosierung und Einnahmemenge ggf. angepasst werden.


Psychopharmaka


Koffein kann die Wirkung von Antidepressiva beeinflussen, je nach Typ des Medikaments. Trizyklische Antidepressiva (TCA) werden langsamer abgebaut, was Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen erhöhen kann. Monoaminoxidase-Hemmer (MAOIs) in Kombination mit Koffein können eine gefährliche Überstimulation des Nervensystems und Bluthochdruckkrisen verursachen. Bei SSRIs verstärkt Koffein Nebenwirkungen wie Nervosität und Schlafstörungen.


Bei neueren Antidepressiva wie Fluoxetin, Sertralin oder Citalopram, die zu den SSRIs gehören, ist die Wechselwirkung mit Koffein weniger stark ausgeprägt. Diese Medikamente blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin im Gehirn, was die Serotonin-Konzentration erhöht und stimmungsaufhellend wirkt. Koffein wirkt auch hier als Stimulans, das die Zentralnervosität erhöhen kann, aber die Wechselwirkungen sind im Vergleich zu TCA oder MAOIs nicht so ausgeprägt.


Dennoch kann Koffein die Nebenwirkungen von SSRIs verstärken, insbesondere die Nervosität, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen, die ohnehin häufige Nebenwirkungen von Antidepressiva sind. Zudem kann der Koffeinkonsum die schlaffördernde Wirkung von SSRI-Medikamenten beeinträchtigen, was zu Schlaflosigkeit oder einer schlechten Schlafqualität führen kann.


Sowohl Trizyklische Antidepressiva als auch SSRIs können, insbesondere zu Beginn der Behandlung, Symptome wie Angst und Nervosität hervorrufen. Da Koffein ebenfalls zu Angstgefühlen und einer erhöhten Reizbarkeit führen kann, verstärkt der Konsum von Kaffee diese Symptome.


Bei einer Studie konnte gezeigt werden, dass Escitalopram in Kombi mit Koffein um ca. 30 Prozent weniger bioverfügbar war.


Da Kaffee durch die Ausschüttung von Stresshormonen stimulierend wirkt, sollte hier tatsächlich auf einen weitgehenden Verzicht nachgedacht werden, da die Grundsymptomatik – der Stress – durch den Kaffee aufrechterhalten wird. Ansonsten sollte zumindest ein zeitlicher Abstand eingehalten werden.


Blutdruckmedikamente


Koffein kann die Wirkung von Blutdruckmedikamenten wie Betablockern (z.B. Metoprolol), ACE-Hemmern (z.B. Enalapril), Angiotensin-II-Rezeptorblockern (z.B. Losartan) und Diuretika (z.B. Hydrochlorothiazid) beeinflussen, indem es den Blutdruck leicht anhebt oder die diuretische Wirkung verstärkt.


Dieser Effekt tritt auf, weil Koffein das sympathische Nervensystem stimuliert, was zu einer Verengung der Blutgefäße und einer Erhöhung der Herzfrequenz führen kann.


Manchmal werden bei Bluthochdruck auch Diuretika verschrieben. Diuretika wie Hydrochlorothiazid, Furosemid oder Spironolacton sind Medikamente, die die Ausscheidung von Natrium und Wasser über die Nieren fördern und so den Blutdruck senken.


Koffein hat ebenfalls eine diuretische Wirkung, es regt also die Urinproduktion an. Diese Wirkung kann die harntreibende Wirkung der Diuretika verstärken, was zu einer erhöhten Ausscheidung von Flüssigkeit und Elektrolyten führen kann. Dadurch kann es zu Dehydrierung (Wassermangel) oder Elektrolytstörungen kommen, was insbesondere für ältere Patienten oder diejenigen, die bereits Medikamente zur Behandlung von Herzinsuffizienz oder Nierenproblemen einnehmen, problematisch sein kann. Mögliche Nebenwirkungen bei Koffein und Diuretika können Schwäche, Schwindel oder Krämpfe sein. Das sollte auf jeden Fall mit einem Arzt abgeklärt werden.


Diabetes-Medikamente


Koffein kann dazu führen, dass der Glukosespiegel im Blut verändert wird und die sogenannte Insulinsensitivität verändert wird. Das kann zu Blutzuckerspitzen und einer verringerten Empfindlichkeit der Zellen auf Insulin führen. Von daher sollten Diabetiker oder Prädiabetiker – mit oder ohne Medikation – ihren Koffeinkonsum reduzieren, weil es die diabetische Stoffwechsellage verschlimmern kann. Gleichzeitig kann die Wirkung der Diabetes-Medikamente eingeschränkt werden.


Kaffee zwischen


Asthma-Medikamente


Kaffee und Koffein können die Wirkung von Asthmamedikamenten beeinflussen, insbesondere von Theophyllin, einem häufig verwendeten Bronchien erweiternden Wirkstoff. Da Koffein chemisch mit Theophyllin verwandt ist, können beide Substanzen sich gegenseitig verstärken, was Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Schlaflosigkeit und Nervosität erhöhen kann.


Antibiotika


Einige Antibiotika, besonders sogenannte Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin, können die Verarbeitung von Koffein im Körper verlangsamen. Gyrasehemmer blockieren ein Enzym, das für den Abbau von Koffein in der Leber wichtig ist. Dadurch kann Koffein länger im Körper bleiben, was zu erhöhten Koffeinspiegeln führt. Die Folge können verstärkte Nebenwirkungen wie Herzrasen, Unruhe und Nervosität sein. Falls weitere Medikamente für Herz-Kreislauf, Blutdruck oder Psyche genommen werden – gerade ältere Patienten bekommen ja oft einen bunten „Cocktail“ – können hier im Gesamtbild ungesunde Wirkungen entstehen.


Schilddrüsenhormone


Bei Schilddrüsenunterfunktion wird häufig L-Thyroxin verschrieben, ein künstliches Schilddrüsenersatzhormon. Die Wirkung von L-Thyroxin kann, wenn mit Kaffee eingenommen, um bis auf die Hälfte reduziert werden. L-Thyroxin sollte mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück genommen werden, damit es seine Wirkung normal entfalten kann.


Alzheimer Medikamente und andere ZNS-wirksame Mittel


Kaffee beeinflusst die Schutzfunktion des Gehirns, die sogenannte Blut-Hirn-Schranke. Diese Barriere verhindert, dass schädliche Stoffe ins Gehirn gelangen. Dabei spielen spezielle Eiweiße, die sogenannten Tight-Junction-Proteine, eine wichtige Rolle, da sie die Zellen der Barriere fest zusammenhalten. Kaffee fördert die Stabilität der Blut-Hirn-Schranke, indem er diese Proteine unterstützt, was bedeutet, dass weniger unerwünschte Stoffe ins Gehirn gelangen können.


Das hat zwei Seiten: Zum einen schützt Kaffee das Gehirn vor schädlichen Substanzen. Zum anderen kann diese Stabilisierung aber auch verhindern, dass Medikamente, die im Gehirn wirken sollen, ihre Aufgabe erfüllen können. Besonders betroffen sind Arzneimittel, die fettlöslich sind, da diese eine durchlässigere Barriere brauchen, um ins Gehirn zu gelangen.


Ein Beispiel sind Alzheimer-Medikamente wie Donepezil, Rivastigmin oder Galantamin. Diese fördern die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, was die Symptome der Krankheit lindern soll. Ein hoher Kaffeekonsum könnte jedoch die Wirkung dieser Medikamente vermindern.


Ähnliches gilt für andere Medikamente, die im Gehirn wirken sollen, wie bei der Behandlung von Parkinson oder Epilepsie. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, die im Gehirn wirken, sollte daher seinen Kaffeekonsum im Auge behalten.


Osteoporose


Menschen mit Osteoporose sollten beim Konsum von Kaffee vorsichtig sein, insbesondere wenn sie Risedronsäure einnehmen. Trinkt man Kaffee zusammen mit dem Medikament, kann dessen Wirksamkeit um über die Hälfte reduziert werden. Die Einnahme des Medikaments Alendronat zusammen mit Kaffee verringert dessen Aufnahme um etwa 60 %. Da die Nebenwirkungen nicht im gleichen Maß mitschrumpfen müssen, ist der Risiko-Nutzen-Effekt eventuell vermindert. Die Tabletten sollten nüchtern eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten am besten mit Wasser eingenommen werden.


Kaffee hemmt auch die Vitamin-D-Rezeptoren auf den Osteoblasten, den für die Knochenbildung verantwortlichen Zellen, wodurch die aufgenommene Menge an Vitamin D begrenzt wird. 


Da durch die harntreibende Wirkung auch vermehrt Kalzium, Magnesium und Kalium aus dem Körper gespült werden, kann die Knochendichte weiter gesenkt werden.


Fazit


Kaffee kann ein Genussmoment am Morgen sein und für Viele fängt damit der Tag erst richtig an. Wie wäre es, morgens erstmal ein großes Glas Wasser zu trinken, ggf. damit auch Medikamente einzunehmen, und dann nach erfolgter Badezimmerprozedur den Kaffee ohne Einschränkungen zu genießen?


Das Wasser füllt auch die über Nacht dehydrierten Zellen wieder auf, so dass der Stoffwechsel wieder anspringt und du wach und lebendig in den Tag starten kannst. Der Kaffee ist dann Genuss und nicht eine Notfallroutine.


Gerade bei älteren Menschen, die Kaffee trinken und ihre Medikamente dazu einnehmen – meistens auch mehrere – kann das Bewusstsein für Wirkungseinschränkungen und Wechselwirkungen helfen, Routinen zu verändern und damit auch die Gesundheit besser zu erhalten, weil Medikamente wirken, wie sie eigentlich sollten. Die verstärkten Nebenwirkungen des Koffeins könnten leicht als eigene Symptome fehlgedeutet werden und zu weiteren Medikationen oder Dosiserhöhungen führen, um beispielsweise den erhöhten Puls, Blutdruck oder Unruhe und Ängste zu regulieren. Dann kommen noch mehr Wechselwirkungen und Nebenwirkungen auf den Körper und die Psyche zu, wenn Grundursachen wie Kaffee oder Dehydratation nicht erkannt und behoben werden. 

Quellenangabe

 


Medizinischer Disclaimer:
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